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Eigentlich ist St. Anton am Arlberg in erster Linie als Wintersportgebiet bekannt. Hier findet unter anderem das legendäre Skirennen „Der Weiße Rausch“ statt, bei dem jährlich 555 Pistenfreunde fast zeitgleich den Berg hinabdüsen – allerdings nicht ohne einen 150 Meter langen Zwischenaufstieg zu bewältigen. Doch die kleine Gemeinde im oberen Stanzertal hat weit mehr zu bieten als nur Winterabenteuer, denn hier steht der Bergsport das ganze Jahr über im Vordergrund.

Auf dieser Skipiste in St. Anton findet jährlich das Wettrennen „Der Weiße Rausch“ statt
Auf dieser Skipiste in St. Anton findet jährlich das Wettrennen „Der Weiße Rausch“ statt / © FrontRowSociety.net, Foto: Jessica Conrad

Im Sommer verwandelt sich die Gegend in ein Paradies für Outdoor-Enthusiasten, die in den Bergen wandern, klettern oder Rad fahren möchten. Da das Fitness-Level bei solchen Aktivitäten schon recht hoch sein sollte und St. Anton streng genommen keine klassische Bike-Region ist, greifen immer mehr Besucher auf ein Elektro-Fahrrad zurück. So lassen sich anspruchsvolle Strecken dank Unterstützung des Elektromotors mit weniger körperlichem Aufwand bewältigen und es bleibt noch genügend Energie für eine ausgiebige Wanderung übrig. So zumindest die Theorie.

Mit einem E-Bike lassen sich in St. Anton am Arlberg auch Ausflugsziele entdecken, die mit einem normalen Fahrrad aus konditionellen Gründen nur schwer erreichbar sind
Mit einem E-Bike lassen sich in St. Anton am Arlberg auch Ausflugsziele entdecken, die mit einem normalen Fahrrad aus konditionellen Gründen nur schwer erreichbar sind / © FrontRowSociety.net, Foto Yvonne Asel

Steil, steiler, Zwölferkopf – erste Etappe mit dem E-Bike

Für die Probe aufs Exempel wurde der Zwölferkopf auserkoren, der mit einer Höhe von 2.558 Meter über St. Anton am Arlberg wacht. Alles halb so wild, schließlich liegt der Startpunkt bereits 1.304 Meter über dem Meeresspiegel. Bei einer kurzen Testfahrt auf gerader Strecke werden Satteleinstellungen und Bremsen des geliehenen E-Bikes getestet, der Helm sitzt auch bombenfest und die Tipps der daheimgebliebenen Pedelec-Fahrer werden nochmal in Erinnerung gerufen: Bei Anstiegen früh in einen niedrigen Gang schalten, bei Abfahrten die Hände an beiden Bremsen.

Helm und Brille sitzen, gleich kann die Gaudi losgehen. Startpunkt für die E-Bike und Hike Tour ist der Stadtkern von St. Anton am Arlberg
Helm und Brille sitzen, gleich kann die Gaudi losgehen. Startpunkt für die E-Bike und Hike Tour ist der Stadtkern von St. Anton am Arlberg / © FrontRowSociety.net, Foto Yvonne Asel

„Seid’s ihr bereit?“ will der lokale Bergwanderführer Stefan Falch wissen, unter dessen Anleitung der Gipfel bezwungen werden soll. Ein enthusiastisches „Ja“ läutet den Startschuss der Tour ein. 825 Höhenmeter gilt es mit dem E-Bike zurückzulegen. Während die sportliche Fraktion, die im Eco-Modus unterwegs ist, mit einem gleichmäßigen Tritt die Anstrengung und das Gefühl genießt, ihre Waden zu spüren, kämpfen einige wenige im Turbo-Gang gegen die Schwerkraft an.

Noch haben die Teilnehmer gut lachen. Die Bike-Strecke geht erst später richtig steil
Noch haben die Teilnehmer gut lachen. Die Bike-Strecke geht erst später richtig steil / © FrontRowSociety.net, Foto Yvonne Asel

Während sich so langsam die ersten Schweißperlen auf der Stirn bilden, kann es durchaus passieren, dass ein einheimischer Bio-Biker in einem überraschend flinken Tempo an einem vorbeizieht. Die Strecke führt über einen idyllischen Forstweg, vorbei an der Rendl Alm und dann über eine steile Passage durch die Nordflanke des Zwölferkopfes. Am dortigen Bike-Abstellplatz werden die Räder geparkt. Ab jetzt geht es ohne Elektromotor weiter.

Hier endet die Bike-Tour fürs Erste und die Wanderung auf den Zwölferkopf kann beginnen
Hier endet die Bike-Tour fürs Erste und die Wanderung auf den Zwölferkopf kann beginnen / © FrontRowSociety.net, Foto Yvonne Asel

Steil, steiler, Zwölferkopf – zweite Etappe per Pedes

Noch 511 Höhenmeter gilt es zu überwinden. Die Klassifizierung des Bergweges wird als schwarz eingestuft, was bedeutet, dass er besonders schwierig und anspruchsvoll ist. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gute Kondition sind von Vorteil. Mit geschnürten Wanderschuhen geht es halbwegs harmlos im Zickzack an Lawinenverbauungen vorbei.

Wo die Alpenrosen blühen: Die malerische Landschaft mit ihren saftigen Almwiesen und schroffen Gipfeln bietet eine atemberaubende Kulisse
Wo die Alpenrosen blühen: Die malerische Landschaft mit ihren saftigen Almwiesen und schroffen Gipfeln bietet eine atemberaubende Kulisse / © FrontRowSociety.net, Foto Yvonne Asel

Sobald man nach 20 bis 30 Minuten den Westrücken des Zwölferkopfes erreicht, fangen allerdings die Beine der Ungeübten so langsam an, einem Vorwürfe zu machen. Denn ab hier geht es nur noch bergauf und das Gipfelkreuz will sich einfach nicht zeigen. Nach rund 1,5 Stunden beginnt man sich zu fragen, ob dieses Kreuz nicht nur eine Fata Morgana ist, die Wanderer seit Jahren in die Irre führt.

Yannik Rumler wird zum echte Motivationscoach für alle, die kurz vorm Aufgeben stehen
Yannik Rumler wird zum echten Motivationscoach für alle, die kurz vorm Aufgeben stehen / © FrontRowSociety.net, Foto Yvonne Asel

Jeder Schritt wird schwerer, und die Motivation wird langsam auf eine harte Probe gestellt. Der Atem geht schneller, der Schweiß läuft in Bächen, und kurz bevor man sich entschließt, sich einfach auf den Boden zu legen und für immer dort zu bleiben, taucht es doch noch auf – das Gipfelkreuz. 

Fast geschafft. Erst gegen Ende der Wanderung kommt schemenhaft das Gipfelkreuz zum Vorschein
Fast geschafft. Erst gegen Ende der Wanderung kommt schemenhaft das Gipfelkreuz zum Vorschein / © FrontRowSociety.net, Foto Yvonne Asel

An seinem Fuße sitzt bereits die Eco-E-Bike-Fraktion, die ihren zweiten Müsliriegel kurz weglegt, um die Nachzügler mit einem motivierenden Applaus auf die letzten Meter anzufeuern.

Auf 2.558 Höhenmeter steht das Gipfelkreuz des Zwölferkopfs. An diesem Tag leider von Nebel umhüllt, aber dennoch jede Schweißperle wert
Auf 2.558 Höhenmeter steht das Gipfelkreuz des Zwölferkopfs. An diesem Tag leider von Nebel umhüllt, aber dennoch jede Schweißperle wert / © FrontRowSociety.net, Foto Yvonne Asel

Nach einigen triumphalen Momenten auf dem Gipfel geht die Reise entspannt zurück Richtung Tal, stets begleitet von einer Mischung aus Erleichterung, Stolz und der Aussicht auf ein wohlverdientes Getränk auf der Rendl Alm. Trotz brennender Muskeln und knurrender Knie ist eins gewiss: Diese Tour war jede Anstrengung wert. Und beim nächsten Mal weiß man zumindest, worauf man sich einlässt.

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.

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