Im Sommer verwandelt sich die Gegend in ein Paradies für Outdoor-Enthusiasten, die in den Bergen wandern, klettern oder Rad fahren möchten. Da das Fitness-Level bei solchen Aktivitäten schon recht hoch sein sollte und St. Anton streng genommen keine klassische Bike-Region ist, greifen immer mehr Besucher auf ein Elektro-Fahrrad zurück. So lassen sich anspruchsvolle Strecken dank Unterstützung des Elektromotors mit weniger körperlichem Aufwand bewältigen und es bleibt noch genügend Energie für eine ausgiebige Wanderung übrig. So zumindest die Theorie.
Steil, steiler, Zwölferkopf – erste Etappe mit dem E-Bike
Für die Probe aufs Exempel wurde der Zwölferkopf auserkoren, der mit einer Höhe von 2.558 Meter über St. Anton am Arlberg wacht. Alles halb so wild, schließlich liegt der Startpunkt bereits 1.304 Meter über dem Meeresspiegel. Bei einer kurzen Testfahrt auf gerader Strecke werden Satteleinstellungen und Bremsen des geliehenen E-Bikes getestet, der Helm sitzt auch bombenfest und die Tipps der daheimgebliebenen Pedelec-Fahrer werden nochmal in Erinnerung gerufen: Bei Anstiegen früh in einen niedrigen Gang schalten, bei Abfahrten die Hände an beiden Bremsen.
„Seid’s ihr bereit?“ will der lokale Bergwanderführer Stefan Falch wissen, unter dessen Anleitung der Gipfel bezwungen werden soll. Ein enthusiastisches „Ja“ läutet den Startschuss der Tour ein. 825 Höhenmeter gilt es mit dem E-Bike zurückzulegen. Während die sportliche Fraktion, die im Eco-Modus unterwegs ist, mit einem gleichmäßigen Tritt die Anstrengung und das Gefühl genießt, ihre Waden zu spüren, kämpfen einige wenige im Turbo-Gang gegen die Schwerkraft an.
Während sich so langsam die ersten Schweißperlen auf der Stirn bilden, kann es durchaus passieren, dass ein einheimischer Bio-Biker in einem überraschend flinken Tempo an einem vorbeizieht. Die Strecke führt über einen idyllischen Forstweg, vorbei an der Rendl Alm und dann über eine steile Passage durch die Nordflanke des Zwölferkopfes. Am dortigen Bike-Abstellplatz werden die Räder geparkt. Ab jetzt geht es ohne Elektromotor weiter.
Steil, steiler, Zwölferkopf – zweite Etappe per Pedes
Noch 511 Höhenmeter gilt es zu überwinden. Die Klassifizierung des Bergweges wird als schwarz eingestuft, was bedeutet, dass er besonders schwierig und anspruchsvoll ist. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gute Kondition sind von Vorteil. Mit geschnürten Wanderschuhen geht es halbwegs harmlos im Zickzack an Lawinenverbauungen vorbei.
Sobald man nach 20 bis 30 Minuten den Westrücken des Zwölferkopfes erreicht, fangen allerdings die Beine der Ungeübten so langsam an, einem Vorwürfe zu machen. Denn ab hier geht es nur noch bergauf und das Gipfelkreuz will sich einfach nicht zeigen. Nach rund 1,5 Stunden beginnt man sich zu fragen, ob dieses Kreuz nicht nur eine Fata Morgana ist, die Wanderer seit Jahren in die Irre führt.
Jeder Schritt wird schwerer, und die Motivation wird langsam auf eine harte Probe gestellt. Der Atem geht schneller, der Schweiß läuft in Bächen, und kurz bevor man sich entschließt, sich einfach auf den Boden zu legen und für immer dort zu bleiben, taucht es doch noch auf – das Gipfelkreuz.
An seinem Fuße sitzt bereits die Eco-E-Bike-Fraktion, die ihren zweiten Müsliriegel kurz weglegt, um die Nachzügler mit einem motivierenden Applaus auf die letzten Meter anzufeuern.
Nach einigen triumphalen Momenten auf dem Gipfel geht die Reise entspannt zurück Richtung Tal, stets begleitet von einer Mischung aus Erleichterung, Stolz und der Aussicht auf ein wohlverdientes Getränk auf der Rendl Alm. Trotz brennender Muskeln und knurrender Knie ist eins gewiss: Diese Tour war jede Anstrengung wert. Und beim nächsten Mal weiß man zumindest, worauf man sich einlässt.
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