Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Der Tod kann so charmant sein. Wir sehen ihn als Schmeichler mit einem gewinnenden Lächeln, als lustigen Musikanten oder als Tänzer. Dennoch bleibt Gevatter Tod erbarmungslos. Wer ihm begegnet, dessen Schicksal ist besiegelt. So zeigt es zumindest der Totentanz in der Beinhauskapelle zu Bleibach.

Wie kam Bleibach zu einer Beinhauskapelle 

Man schrieb das Jahr 1350. Mit viel Mühe errichteten die Menschen in der Pfarrgemeinde St. Georg ein kleines Gotteshaus. Doch im Laufe wechselvoller Zeiten nahm das Gebäude Schaden. Zudem wurde es schlichtweg zu klein. 1512 ließ der Waldkircher Probst die Kirche an die gewachsene Einwohnerzahl anpassen und diese, sowie die um das Gebäude verteilt liegenden Gräber mit einer Mauer einfrieden. Eine Handlung, die durchaus Symbolcharakter besaß, da nun die Toten im Schutz der Kirche ihre letzte Ruhe fanden.

Immer noch umgibt die Pfarrkirche St. Georg in Bleibach die Friedhofsmauer aus dem 16. Jahrhundert / © Redaktion FrontRowSociety.net
Im Inneren von St. Georg zeigt sich die beeindruckende Symbiose von Gegenwart und Vergangenheit / © Redaktion FrontRowSociety.net

Es dauerte jedoch nicht allzu lang und das nächste Platzproblem trat auf. Der Kirchhof wurde ebenfalls zu klein. Wie aber konnte dieses Desaster nun gelöst werden? Schließlich sollte jeder Verstorbene der katholischen Gemeinde ein vernünftiges Begräbnis innerhalb der Kirchenmauer bekommen. Was uns heute gruseln lässt, war damals eine pragmatische Lösung: die ältesten Gräber wurden geöffnet und die Gebeine exhumiert. Dieser Umstand war sodann die Geburtsstunde des Beinhauses zu Bleibach.

Blick durchs Gitterfenster: Die kleine Beinhauskapelle wurde zwar geweiht, hatte jedoch nie einen eigenen Patron / © Redaktion FrontRowSociety.net

1720 ließ Pfarrvikar Johann Martin Schill die Beinhauskapelle neben der Kirche erbauen. Darin wurden die Gebeine der exhumierten Verstorbenen in Reih und Glied gestapelt, sortiert nach Extremitäten. Ein Becken mit Weihwasser, ein Altar und Bänke komplettierten den Raum. Somit bekamen die Hinterbliebenen eine Gelegenheit, nach dem Gottesdienst ein Gebet im Beisein ihrer Ahnen zu sprechen.

Man weiß nicht genau, welcher Maler schlussendlich den Totentanz auf das Holz brachte. Allerdings liegt die Vermutung nahe, es wäre das Werk des Waldkircher Malers Johann Jakob Winter
Man weiß nicht genau, welcher Maler schlussendlich den Totentanz auf das Holz brachte. Allerdings liegt die Vermutung nahe, es wäre das Werk des Waldkircher Malers Johann Jakob Winter. Heute ziert der Baum des Lebens symbolträchtig die Beinhauskapelle / © Redaktion FrontRowSociety.net

Der Tanz mit dem Tod

Als die hölzerne Decke der Kapelle 1723 mit dem Totentanz gestaltet wurde, nutzte der örtliche Künstler sein Wissen über die Darstellung des Totentanzes in Basel und Kientzheim. Hier in Bleibach stehen jedoch die Menschen als Todgeweihte im Vordergrund. Jeder Sünder wird vom Sensenmann quasi aus dem Leben gerissen. Die Botschaft ist klar: der Tod ist unser ständiger Begleiter, keiner ist vor ihm zu keiner Stunde sicher.

Da spielt sie auf, die Combo aus sechs Sensenmännern. Man beachte den Bogen des Violinenspielers / © Redaktion FrontRowSociety.net

Allgegenwärtig und allmächtig sucht der Tod jeden Menschen auf. Für niemanden gibt es ein Entrinnen. Mit unserer Geburt ist auch der Tag unseres Todes festgeschrieben. Ganz gleich, zu welcher sozialen Schicht wir gehören, ob wir Gutes tun, ob wir Reichtümer anhäufen, das irdische Dasein beendet der Tod. Unsere Ahnen waren mit der schmerzvollen Lücke des Todes täglich konfrontiert, Kriege und Seuchen rafften die Menschen zuhauf dahin.

Ein Blick durch den Baum des Lebens: Der Künstler orientierte sich unter anderen an den „Bildern des Todes“ von Hans Holbein d.J. / © Redaktion FrontRowSociety.net

Dieser unwiederbringliche Verlust braucht Trost und vielleicht ein Augenzwinkern, dem Unausweichlichen zu begegnen. Auf den ersten Blick wirkt der spöttisch von den Wänden der Beinhauskapelle lächelnde Tod etwas makaber. Ist er doch so menschlich dargestellt. In dem leeren, hohlen Schädel des Skeletts zeichnen sich ausdrucksstarke Gefühle ab, die den Tod manchmal fast sympathisch wirken lassen.

Die Feuchtigkeit und die Zeit machen dem „Totentanz“ zu schaffen. Es bedurfte mehrere Restaurierungen, ihn so gut zu erhalten / © Redaktion FrontRowSociety.net

Der Bleibacher Totentanz

Nahezu im Verborgenen liegt in der Bleibacher Pfarrkirche St. Georg jener kulturhistorische Schatz, der in 34 Bildern nicht nur den Totentanz zeigt, sondern auch ein Spiegel der Gesellschaft ist. Zwar holt Gevatter Tod mehr oder weniger zynisch jeden Menschen, dennoch wird bei der Darstellung die Reihenfolge der gesellschaftliche Stellung beachtet. Frauen stehen noch hinter dem alten Mann und eine Jungfrau ist immerhin mehr wert als die Kaiserin. Die letzte im Bunde bildet das alte Weib. Bei ihr ist der Tod weniger zimperlich, er nimmt sie fast im Vorbeigehen mit.

Während das Skelett links bei der Pilgerin noch bittend auftritt, zieht es das alte Weib einfach mit sich – die Gesellschaft und ihre Normen / © Redaktion FrontRowSociety.net

Zu jedem Bildnis gehört ein Knittelvers. In bildhafter Sprache unterstreichen sie noch einmal die Wirkung der Darstellungen. Nun hat der Tod nicht nur ein Gesicht, sondern auch eine Stimme.

Hier spricht der Tod zur Abtissin: „Hab dein Stab und dich beim Scapulier. Nur geduldig mit mir spazier! Hast im Kloster gehalten guet Regiment, So wird dir Gott geben ein selig End.“ / © Redaktion FrontRowSociety.net

Dem Tod wird schon eine gewisse Durchtriebenheit zugeschrieben. Beginnt er sein schauriges Werk doch mit einem Kind, das er mit einem roten Apfel lockt. Dann wendet er sich dem Papst zu, der dessen Tun keineswegs hinnehmen mag. Schadenfroh entreißt das Skelett dem Kardinal den Hut und macht selbst vor dem Arzt nicht Halt. Fassungslos steht jeder Einzelne vor seinem unausweichlichen Schicksal. Den heutigen Betrachter beeindruckt die imposante Veranschaulichung des Todes. Wer hätte gedacht, dass man im 18. Jahrhundert so viel Slapstick an der Wand einer Kapelle verewigt.

Deutlich sieht man die Spuren der Zeit, die sie auf Holz und Öl hinterlässt / © Redaktion FrontRowSociety.net
Dennoch gilt der Bleibacher Totentanz als der Besterhaltene in ganz Europa / © Redaktion FrontRowSociety.net

Entdeckungen im Schwarzwald

Viele Sagen und Mythen ranken sich um den Schwarzwald. Sein Gebiet ist voller idyllischer Orte, an welchen Naturschauspiele und europäische Geschichte zum Greifen nahe sind. Der Totentanz in Bleibach gehört sicherlich zu den ungewöhnlichsten Entdeckungen. Hierfür zählt der „ZweiTälerLand“ Tourismus zu den ersten Ansprechpartnern, um den sagenhaften Black Forrest zu erkunden. Wer noch dazu im ElzLand Hotel Pfauen sein Quartier aufschlägt, wird garantiert einen Urlaub mit Mehrwert erleben. 

Der Glockenturm aus heimischer Weißtanne überragt die Pfarrkirche St. Georg und bildet bereits durch seine äußere Erscheinung eine sagenhafte Kulisse / © Redaktion FrontRowSociety.net

Ein weiterer staunenswerter Ausflugstip ist ein Besuch in der Simonswälder Ölmühle und nicht nur im Herbst, wenn Schwarzwälder Walnüsse zu goldenem Walnussöl werden. Und zum Abschluss des Tages lockt die Einkehr in eines der zahlreichen Weingüter im Breisgau, zum Beispiel das Weingut Moosmann in Buchholz. 

Dieses ist ein redaktionell erstellter Artikel, der durch externe Unterstützung möglich gemacht wurde. Die Unterstützung hat jedoch keinen Einfluss auf den hier abgebildeten Inhalt. Es gilt der Redaktionskodex.