Steht ein Besuch im Museum an, wird man in seine Schulzeit zurückversetzt. Auch das Naturkundemuseum Ottoneum in Kassel durchstreift regelmäßig die junge Generation, und nicht nur diese.
Neben faszinierenden Einblicken in die Naturwissenschaften bietet es großen und kleinen Besuchern auch eine Reise durch die Geschichte der Architektur und der Kultur im Umgang mit Naturwissenschaften. Gelegen im Herzen von Kassel, baut es eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Ottoneum – Vom Theater zum Naturkundemuseum
Das Ottoneum, benannt nach dem Sohn des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel, wurde im Jahr 1606 als eines der ersten festen Theatergebäude Deutschlands errichtet. Der Landgraf, ein passionierter Förderer der Wissenschaften und Künste, beauftragte den Architekten Wilhelm Vernukken, einen repräsentativen Rahmen für Theateraufführungen zu schaffen.
Mit der Zeit verlor das Gebäude seine Funktion als Theater. Im 18. Jahrhundert wurde es in ein Museum umgewandelt. Ab 1779 diente es als Standort der „Academia Naturae Curiosorum“, einer der ältesten wissenschaftlichen Vereinigungen Europas. Heute beherbergt das Ottoneum eine beeindruckende Sammlung, die Naturgeschichte mit kultureller und wissenschaftlicher Historie verbindet.
Die Wandlung des Gebäudes ist immer noch eindrucksvoll zu sehen. Die barocke Fassade zeugt von seiner ursprünglichen Bestimmung als Theater, während der Innenraum modernisiert wurde, um den Anforderungen eines zeitgemäßen Museums gerecht zu werden. Die Verbindung von Alt und Neu schafft eine besondere Atmosphäre, die den Besuch zu einem Erlebnis macht.
Ottoneum Dauerausstellungen
Die Dauerausstellungen im Ottoneum bieten einzigartige Exponate:
- Die Holzbibliothek
Eine der bemerkenswertesten Attraktionen des Museums ist die Holzbibliothek. Diese einzigartige Sammlung, die zwischen 1771 und 1799 von Carl Schildbach angelegt wurde, besteht aus etwa 530 Büchern, die heimische Baum- und Straucharten dokumentieren. Sie ist im Obergeschoss des Hauses ausgestellt. - Der Herbar Ratzenberger
Dieses zwischen 1556 und 1592 angelegte Sammelsurium gepresster und beschriebener Pflanzen überließ Caspar Ratzenberger 1592 für 100 Golddukaten und einen goldenen Becher Wilhelm IV von Kassel-Hessen und seinem Sohn Erbprinz Moritz. Dieses Herbarium vivum ist eines der ältesten Herbarien Deutschlands mit über 20.000 getrockneten Pflanzenpräparaten. Es diente damals zur Unterrichtung von Ärtzten und Apothekern. - Biologische Vielfalt
Diese Ausstellung zeigt heimische Tiere und Pflanzen in naturnahen Dioramen. Besucher können mehr über deren Lebensräume erfahren. Ein Highlight ist die Nachbildung des „Ur-Wisents“, eines ausgestorbenen Vorfahren heutiger Bisons. - Fossilien und Erdgeschichte
Die fossile Sammlung umfasst spektakuläre Exponate wie Dinosaurierskelette und Meeresfossilien. Besonders beliebt ist das Skelett eines Ichthyosauriers, das Einblicke in die Unterwasserwelten der Jura-Zeit bietet. Modelle und interaktive Stationen ergänzen die Ausstellung.
Ottoneum Sonderausstellungen
Neben den Dauerausstellungen organisiert das Ottoneum regelmäßig Sonderausstellungen, die aktuelle Themen aus der Naturwissenschaft behandeln.
Giganten der Urmeere: Aktuelle Sonderausstellung
Zurzeit begeistert die Ausstellung über prähistorische Ozeane. Fossilien, Modelle und interaktive Stationen bringen das Leben in den Urmeeren anschaulich nahe. Zu den Highlights zählen:
- Detailgetreue Nachbildungen von Pliosauriern und Ichthyosauriern, deren stromlinienförmige Körper an heutige Delfine erinnern.
- Beeindruckende ammonitenförmige Kopffüßer, Vorfahren moderner Tintenfische.
- Ein lebensgroßes Modell eines Mosasauriers, der mit bis zu 18 Metern Länge zu den gefürchtetsten Räubern der Kreidezeit gehörte.
Digitale Animationen und Augmented-Reality-Stationen ermöglichen den Besuchern, die Kontinentalverschiebungen oder klimatische Veränderungen zu erleben. Für Familien und Kinder bietet die Ausstellung Rätsel und ein spielerisches Programm.
Ottoneum – Bildung und Zukunftsperspektiven
Das Ottoneum hat sich auch als Bildungsort etabliert. Mit Workshops, Vorträgen und Führungen werden wissenschaftliche Themen anschaulich gemacht. Besonders beliebt sind Mitmach-Stationen, bei denen Kinder Fossilien ausgraben, mikroskopische Untersuchungen durchführen oder die Vielfalt der Insektenwelt erkunden können.
Unter anderem kann das Leben eines Wildbienenvolkes anschaulich beobachtet werden. Imkerin und Museumsmitarbeiterin Ira Waldow gab ihren 3000 bis 5000 fleißigen Bestäubern 2021 ein Zuhause im Ottoneum. Über eine Glasröhre können sie nach draußen fliegen, um Nektar für den Kasseler Museumshonig zu sammeln. An ihrem Lehrwildbienenstand klärt die Imkerin über die Bedeutung der Wildbienen für das Ökosystem und die Herausforderungen durch Umweltveränderungen auf.
Für Schulen bietet das Museum Programme, die auf den Lehrplan abgestimmt sind und Themen wie Biodiversität, Evolution und Klimawandel praxisnah vermitteln.
Zukunftsorientiert plant das Ottoneum digitale Angebote wie virtuelle Rundgänge und Augmented-Reality-Elemente, um auch ein internationales Publikum anzusprechen und den Bildungsauftrag im digitalen Zeitalter zu erweitern.
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