So schick und extravagant war schon lange kein Kind mehr aus dem Wolfsburger Gemischtwarenhandel. Der neue vollelektrische Cupra Tavascan sieht aus wie eine rassige Studie – und fährt sich auch so dynamisch.
Fast fünf Jahre hat sich Cupra Zeit gelassen, um unseren Appetit auf einen ausgewachsenen Hungerast reifen zu lassen. Als der spanische VW-Ableger 2019 seine Vorstellung von einem elektrischen SUV-Coupé präsentierte, dachte wohl so ziemlich jeder: Niemals kommt der so rassig in Serie. Jetzt wird aufgetischt und wir wissen: die haben’s tatsächlich getan. Der fertige Tavascan trägt so viele Merkmale des ersten Show-Cars, dass wir den Hut vor den Machern ziehen. Den Mut muss man erstmal haben. Über die ganze Wagenlänge, von den beleuchteten Logos an der Front bis zum Heck, bis zum knackigen Ende, strotzt der stolze Spanier nur so vor Extravaganz und eigenem Stil. Dagegen sind andere Stromer langweilig wie eine angestaubte Briefmarkensammlung. Obwohl der Konzern-E-Baukasten MEB mit dem VW ID 4/5, Skoda Enyaq und Audi Q4 e-Tron nahezu identisch ist, verfolgt der 4,64 Meter lange Tavascan optisch seine eigene Agenda. Langer Radstand, kurze Überhänge, muskulöse Coupé-Proportionen. Und dazwischen reichlich Sinnliches, Sicken und Kanten, die sich sonst keiner der großen VW-Familie traut.
Der Tavascan startete in zwei Varianten: Der Endurance hat 286 PS und Heckantrieb. Der Chefdynamiker VZ tritt mit 340 PS, Allradantrieb, progressiv ausgelegter Lenkung und einem Sportfahrwerk an. In beiden Versionen steckt ein 77 kWh- großer Akku, der im Endurance eine elektrische Reichweite von bis zu 547 Kilometer schaffen soll, im VZ sind es laut Cupra 517 Kilometer.
Was macht den Cupra Tavascan so bemerkenswert?
Neben Stil und Image ist es vor allem das Design, das den Tavascan so eigenständig macht. Wer ein Auto fahren möchte, das nicht an jeder zweiten Laterne parkt, sitzt hier genau richtig. Dazu kommt ein ebenso kunstvolles Interieur, geprägt von einer Mittelkonsole, die sich scheinbar freischwebend V-förmig ins Armaturenbrett ergießt. CUPRA nennt das Designer-Stück „das Skelett des Tavascan“. Die Schalen-Sportsitze sind der Hammer, groß und fesselnd, und wer will, bekommt Bezüge, die zu 90 Prozent aus recyceltem Polyester bestehen. In den Türverkleidungen stecken kleine, hinterleuchtete Dreiecke, die eine besondere Atmosphäre schaffen. Aus der Mitte des Cockpits erhebt sich ein imposanter 15-Zoll-Touchscreen, der größte, der bislang in einem Cupra verbaut wurde. Was die Konnektivität angeht, fährt der Tavascan natürlich absolut auf der Höhe der Zeit, ebenso bei den Assistenzsysteme, mit denen sich Cupra aus dem reichlich gefüllten Regal der Konzern-Mutter bedienen kann.
Kann man sich mit dem Cupra Tavascan sehen lassen?
Na, auf jeden Fall. Längst hat sich rumgesprochen, dass Cupra keine Sternschnuppe am Autohimmel ist, sondern eine stilprägende Marke mit einer besonders jungen Fanbase. Sahen E-Autos anfangs noch verwechselbar und oft wie rundgelutschte Bonbons aus, sind sie heute zumeist designerische Statements, die den eigenen Stil hervorheben. Allen voran Tavascan, der wirklich sexy aussieht. Es sagt über dich aus: ich bin hipp und dynamisch, ich brauche keinen Stern auf der Haube. Cupra hat sich in längerer Zeit (und mit reichlich Werbegeld) ein sympathisch-dynamisches Image aufgebaut. Was die Qualität angeht, ist der spanische Sprössling mit deutschen Genen ohnehin über alle Diskussionen erhaben. Der Tavavascan wird zwar im chinesischen Anhui gebaut, ist aber genauso top zusammengesetzt, wie alle anderen Produkte, die aus dem VW-Konzern kommen.
Das kann der Cupra Tavascan besonders gut
Wer auf die Leistungsdaten schaut, ahnt es schon: Die beiden Tavascan-Kollegen sind keine Schlappis. Gerade der VZ spurtet los, als wäre der Teufel hinter ihm her. Más rápido más rápido. Komm, etwas mehr geht noch. Immer wieder unglaublich diese spontane, schier unerschöpfliche Kraftentfaltung der E-Mobile. Gut, das können mittlerweile viele aus dem FF. Beim Tavascan kommt noch die sportliche Note hinzu. Der VZ macht keinen Hehl daraus, dass Cupra aus dem Motorsport kommt. Der Bursche federt zwar recht trocken und straff, Querfugen reichen das Fahrwerk, ohne groß nachzufragen ins Obergeschoss weiter. Aber im Komfortmodus ist das Ganze halb so wild. Mit seiner um 1,5 Zentimeter abgesenkten Karosserie und der exakt zupackenden Lenkung liegt der VZ hervorragend in der Hand, ist dabei so exzellent und präzise abgestimmt, dass man nie vermuten würde, einen über zwei Tonnen-SUV in die Kurven zu werfen. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf der Sportlichkeit. Es reicht halt nicht, nicht nur ein schickes Trikot zu tragen, da muss auch der Unterbau dem eingeschlagenen Kurs folgen. Und das tut er beim Tavascan.
Diese Idee gefällt uns beim Cupra Tavascan am besten
Der obligatorische Cupra-Knopf am Lenkrad würzt das Tavascan-Menü noch einmal nach. Wer die Spaßtaste drückt, bekommt eine Extraportion Dynamik serviert. Die Lenkung strafft sich, das Pedalgefühl wird geschärft, die Lust an Leistung erhält einen Extrakick. Wer will, der kann so für kurze Zeit den Racermodus aktivieren. Braucht kein Mensch, macht aber die richtige Laune.
Und das könnte beim Cupra Tavascan besser sein
Dem Tavascan seine sportliche Note anzukreiden, wäre etwa so, als würde man bei einem Rennrad die fehlenden Schutzbleche kritisieren. Das geht schon in Ordnung. Wer denn unbedingt das Haar in der Suppe finden möchte, muss nur auf „das Skelett“ klopfen. Was aussieht wie Carbon, ist schnödes Hartplastik. Das klingt nicht nur ziemlich hohl, sondern ist es auch. Hier hätte Cupra durchaus etwas mehr investieren dürfen. Der Tavascan ist ja nicht gerade ein Aktionsangebot vom Discounter. Bitte nachbessern. Dass der Tavascan nur mit einer 400-Volt-Architektur vorfährt, ist ein Geburtsfehler, den er der Konzern-Plattform verdankt. Und natürlich auch eine Preisfrage. 800-Volt-Technik, und damit schnellere Ladezeiten, stehen auf der Wunschliste für die nächste MEB-Generation. Immerhin garantiert die neueste Version des Inboard-Chargers, dass die Energie an Schnellladesäulen mit bis zu 185 kW nachgetankt werden kann. Strom für weitere 100 Kilometer soll in sieben Minuten gezapft sein Und sollte die Ladestation mitspielen, lädt sich die 77-kWh-Batterie in einer halben Stunde von zehn auf 80 Prozent auf.
Am besten geeignet ist der Cupra Tavascan für…
…alle, die auch im Hochsitz nicht auf Sport verzichten möchten. Der Tavascan ist die dynamische Alternative unter den – noch erschwinglichen – Mittelklasse-SUVs. Dabei bietet er eine breite Spreizung zwischen Sportsgeist und Alltagstauglichkeit.
Und was kostet der Spaß?
Tavascan fahren ist keine wirklich billige Angelegenheit. Die Einstiegsversion Endurance kostet bereits 56.210 Euro – zugegeben schon ziemlich gut ausgestattet. Aber die Schwestermodelle von VW und Skoda sind günstiger zu haben. Beim VZ kommt der Preis mit ein paar nötigen Extras auf die 60.000 Euro. Ganz schön selbstbewusst für einen Aufsteiger.
Fazit: Cupra Tavascan kaufen oder nicht?
Es ist erstaunlich, was die Cupra-Truppe aus dem vorgegebenen Technik-Layout gemacht hat. Klare Kaufempfehlung. Der Tavscan sieht nicht nur besonders dynamisch aus, sondern löst auch das optische Versprechen ein. Aus dem VW-Quartett ist er für mich das interessanteste Angebot. Wer mal „fremd gehen“ will, darf sich mit diesem Typen gerne erwischen lassen.
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