Auf Besuch in den Weinlofts und im Gasthaus Csencsits im Burgenland …

Um das Studium ihres Sohnes zu finanzieren, haben Martina Fank und Ronald Kantauer vor zehn Jahren einen kleinen, baufälligen Lehmkeller am Eisenberg im Burgenland gekauft. Ihre Idee war „etwas Cooles“ daraus zu machen.

Weil es anfangs jedoch Schwierigkeiten beim Umbau im Hinblick auf die strengen Richtlinien bei sogenannten „Kellerstöckln“ gab, haben die beiden parallel auf „Willhaben“ ein Kellerstöckl am Radlingberg erstanden, das zum Weinloft I werden sollte. Und wie es bei Glückskindern oft ist, wurde die Baugenehmigung für den Lehmkeller dann doch erteilt und das Weinloft II am Eisenberg entstand. „Ronny macht das Bauliche, ich bin immer fürs Innenleben zuständig“, erzählt die Anglistin Martina. Sie ist es auch, die immer alle möglichen Dinge aus aller Herren Länder mitbringt, so auch die Lampe oder die Filzdecke, die im Weinloft II zu finden sind. Sein Herz hat das Ehepaar aber nicht nur an den Kauf und Umbau von Kellerstöckln bzw. Weinlofts verloren, sondern auch ans Reisen. „Besonders gerne – und lange – reisen wir schon nach Holland und nach Südafrika. Es gibt einfach so viele schöne Sachen dort zu erstehen, die auch ideal in unsere Weinlofts passen“, so Martina.

Kellerstöckl neu interpretiert

2018 kam dann das Weinloft III ins Spiel, ebenfalls am Eisenberg und mit Outdoor Hot Tub ausgestattet, denn alle guten Dinge sind nun mal drei: „Das Weinloft III haben wir Verwandten abgekauft.“ Und für Ronny ist Umbau sowieso kein Problem, denn dieser kommt aus der Baubranche und setzt alle Ideen gekonnt um. Natürlich befinden sich die Weinlofts I, II und III an den schönsten Fleckchen im Burgenland, Österreichs Sonnenseite und östlichstem Bundesland. Ich durfte Anfang März Jahres im Weinloft II ein Wochenende verbringen und es hat mich genau null gestört, dass das Wetter an diesem Wochenende nicht prickelnd war, denn somit konnte ich es mir drinnen so richtig gemütlich machen. Dort war es dann wirklich prickelnd, denn der Wein- und Schaumweinvorrat im Weinloft ist großzügig angelegt. Gemütlich bedeutete ein Feuer im Kamin anzuzünden, in der freistehenden Badewanne auf der Galerie zu entspannen und später bei Melanie und Jürgen Csencsits im gleichnamigen Gasthaus in Harmisch (ca. 20 Minuten mit dem Auto von den Weinlofts und ca. 2 Stunden von Wien entfernt) Abend zu essen. Das Weinloft II Liegedeck im Weingarten wird einfach beim nächsten Mal ausprobiert.

Jürgen Csencsits: Kochen aus Liebe zur Region

Im März erschien der „Der Große Restaurant & Hotel Guide 2024“ des Bertelsmann-Verlages. Dort wurde das Csencsits als Gasthaus des Jahres ausgezeichnet. Verdient, denn genauso stellt man sich ein Gasthaus vor. Gemütlich, authentisch und mit regionaler Küche. „Gehoben, aber nicht abgehoben“ ist und bleibt Jürgens Credo, der auch Mitglied bei JRE ist. Bei „Jeunes Restaurateurs“ handelt es sich um eine überwiegend europäische Vereinigung junger Restaurantbesitzer und Köche der gehobenen Gastronomie. Unverzichtbare Gerichte sind für den, von Gault Millau mit 3 Hauben ausgezeichneten Jürgen, etwa die Fischsuppe und das französische Stubenhendl – das jetzt zur südburgenländischen Wachtel geworden ist. „Die pannonische Fischsuppe habe ich schon in meiner Lehrzeit im Taubenkobel gekocht, 15 Jahre lang habe ich sie dort immer wieder weiter entwickelt und seit 16 Jahren gibt es sie jetzt mit Zander, Fenchel und Kohlrabi auch in unserem Gasthaus.“

Ausg´steckt ist

Jürgen bleibt bei seinen Wurzeln, aber Stillstand kennt er keinen. Er und seine Frau Melanie haben sich auf mehrere Füße gestellt. Einerseits führen sie das Csencsits als Gasthaus (Donnerstag bis Samstag), andererseits wird es tageweise auch zur Buschenschank. Die „Ausg´steckt“-Termine sind auf der Website zu finden. An Sonn- und Feiertagen steht Brunch auf dem Programm. Mit geräuchterter Ganslbrust, Schwammerlsterz, Entenravioli, Hirsch, Sushi oder Mai Tai Langos mit faschiertem Schweinefleisch. Geachtet wird aber grundsätzlich nicht nur auf Fine Dining-Gäste, die von weither kommen, um in den Genuss eines Csencsits-Menüs zu kommen, sondern auch auf die Menschen aus der Region. Auf die Nachbarn also. „50 Prozent unserer Gäste kommen von hier. Das freut uns natürlich sehr“, so Jürgen. In einer Welt, in der Lebensmittel immer häufiger zu Trends werden, bleibt man im Csencsits authentisch: „Wir arbeiten extrem gerne mit klugen und vorausschauenden Köpfen aus unserer Gegend zusammen. Dazu gehören etwa Daniel Kirnbauer und Philipp Maitz, die mit der Pilzzucht KiMa Organics aufs richtige Pferd gesetzt haben. Oder Andreas Knor vom Knor Biohof, von welchem wir Linsen, Buchweizen, Wachtelbohnen, Erbsen, Dinkel, Lupinen, Sonnenblumen, Kürbis, Mohnprodukte, Essig, Senf, Sojabohnen uvm. beziehen.

Der Gast ist König

Ganz neu bei Melanie und Jürgen ist „Tisch 14“. Es handelt sich hierbei um einen Extraraum mit einem einzigen großen Tisch. Das Erlebnis beginnt mit einem Aperitif am Holzofen, dem Herz der Küche, und einem Gespräch mit den Gastgebern, danach geht´s zum Tisch. Buchbar ist Tisch 14 jeweils für Samstag ab 17 Uhr für 8 bis 14 Personen, der Preis liegt bei 149 Euro pro Person inklusive Weinbegleitung. Ganz egal, wofür sich Gäste entscheiden, gemütlich, erstklassig und erlebnisreich ist es bei Jürgen und Melanie immer. Und nicht zu vergessen: Herr Geza, Oberkellner, gute Seele des Hauses und seit 13 Jahren im Unternehmen, ist längst wie ein Familienmitglied anzusehen. Und jeder seiner Gäste wird wahrlich wie ein König behandelt.

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