Das 21c Hotel in Chicago liegt sehr zentral und bietet sich daher perfekt als Unterkunft an, wenn man die Stadt zu Fuß erkunden möchte. Doch dieses Domizil bietet nicht nur eine stilvolle Übernachtungsmöglichkeit, sondern beinhaltet ein kostenloses 24-Stunden-Museum, das für alle zugänglich ist.
Großzügige Suiten mit zeitgenössischer Kunst
Wer sich in der Corner Suite einbucht, erhält ein geräumiges Zimmer mit separatem Wohnbereich, der über viel Platz zum Ausruhen oder Arbeiten verfügt. Große Fenster, die Skyscraper zum Greifen nah und eine maßgefertigte Einrichtung von Derborah Berke Partners tragen zu einem erholsamen Aufenthalt bei. In der Ferne blitzt morgens der Lake Michigan zwischen den imposanten Häuserschluchten. Empfangen wird man beim Eintreten in die Luxussuite von einem überlebensgroßen grünen Pinguin.
Der grüne Zimmergenosse ist das Maskottchen des ersten 21c Museum Hotels, das 2006 von Laura Lee Brown und Steve Wilson in Louisville eröffnet wurde. Die Philanthropen und Sammler von zeitgenössischen Werken wollten Kunst für alle zugänglich machen und aufzeigen, dass Art nicht gleichbedeutend mit verstaubten Museen sein muss.
Populärkultur und Gegenwartskunst
Das Konzept war ein solcher Erfolg, dass die Gründer mittlerweile neun solcher Museum-Hotels eröffnen konnten. Ein weiteres folgt bald in St. Louis, denn die Sammelleidenschaft nimmt einfach kein Ende. 4.500 Exponate gibt es derzeit, die Ausstellungen rotieren des Öfteren, beinhalten aber auch viele lokale Künstler an den unterschiedlichen Standorten. Die derzeitige Exhibition in der Chicago Location heißt „Pop Stars!“ und handelt – wie der Name schon vermuten lässt – von Popkultur und zeitgenössischer Kunst.
Gleich neben der Rezeption ist der „Hustle Coat“ von Nick Cave zu bestaunen. Am besten bekannt ist der in Chicago wohnhafte Künstler für seine extraterrestrischen Skulpturen: die Soundsuits. Seine Trenchcoats mit viel Bling spielen auf Fälschungen von Luxusmarken an, die Straßenhändler nur zu gerne unter die Leute bringen. Darüber muss sich der kreative Kopf keine Sorgen machen. Auf Auktionen erzielen seine Werke teils sechsstellige Summen. Während unseres Besuchs in der Windy City trafen wir immer wieder auf Werke des international bekannten Kunstschöpfers: während Art on theMART, der weltweit größten Dauerprojektion digitaler Kunst am Chicago Riverwalk, und bei seiner Ausstellung im Museum of Contemporary Art, über die wir an anderer Stelle separat berichten.
Der Top Star der Pop Stars dürfte aber Kehinde Wiley sein, den viele sicher durch sein ikonisches Portrait von dem 44. Präsidenten der USA kennen. Das Barack Obama-Gemälde ist zwar nicht im 21c Museum Hotel vorzufinden, dafür aber andere bemerkenswerte Kunstwerke, die dem in nichts nachstehen. Wiley sucht sich seine Modelle beim Vorbeigehen auf der Straße aus und lässt sie selbst entscheiden, als welche Figur der Kunstgeschichte sie dargestellt werden wollen. Das Resultat verblüfft nicht nur die beteiligten Frauen, sondern zieht viele Museumsgänger in seinen Bann.
Destiny IV stammt von Titus Kaphar. In Anlehnung an Andy Warhol überlagert Kaphar Portraits von Frauen, die alle den gleichen Namen tragen und der gleiche Rasse entstammen. Im Gegensatz zu Wiley findet dieser Künstler seine Modelle aber nicht auf der Straße, sondern aus Online-Fahndungsbildern. Zuvor widmete sich Kaphar dem Jerome-Projekt, bei dem er während seiner Recherche nach den Gefängnisunterlagen seines Vaters auf Dutzende kürzlich verhafteten Männern stieß, die den gleichen Namen trugen.
Eine Reproduktion des Porträts einer Medici-Prinzessin von Bronzino aus dem 16. Jahrhundert ist von blauen Schmetterlingen umgeben, die für den italienischen Künstler spirituelle Bedeutung und Wiedergeburt symbolisieren. Veronese, der den Nachnamen mit dem venezianischen Meistermaler teilt, überzieht die Oberfläche seiner Werke mit Silikon, wodurch seine Fotografien in eine dreidimensionale Wandskulptur verwandelt werden.
Statt an eintönigen Wänden läuft man in dem 21c Museum Hotel, das übrigens für das 21. Jahrhundert steht, also ständig an Kunst vorbei, die durch Sitzmöglichkeiten zusätzlich zum Reflektieren anregt. Alles kann, nichts muss, aber die Schaffer haben hier ein wirklich gutes Konzept kreiert.
Im gleichen Gebäude des 21c Museum Hotels eröffnete 2020 die Lure Fishbar, die bereits große Erfolge an den Standorten South Beach und New York erzielen konnte. Ob Austern, Sushi oder Sashimi, hier lässt sich ein Abend in gelungener Atmosphäre ausklingen. Neben Meeresfrüchten und Beluga-Kaviar bietet die umfangreiche Speisekarte auch Filet Mignon und Entrecôte an.
Wer sich nach dem ein oder anderen Sake fragt, warum der gesamte Pinguinbestand in dieser Unterkunft grün ist, bekommt vorm Zu-Bett-Gehen noch schnell eine Antwort: Die Farbe steht für Wachstum, Natur, Erneuerung und Hoffnung. Alles Eigenschaften, die integraler Bestandteil des 21c Museum Hotels in Chicago sind. Je nach Standort wechselt die Farbe der Seevögel. So sind sie in Cincinnati gelb, in Louisville rot und in Lexington blau. Falls wir den Verwandten in Zukunft einen Besuch abstatten, berichten wir natürlich darüber.
Nachdem nun ein Hotel gefunden ist, könne weitere Entdeckungen in Chicago beginnen. Die folgenden Artikel unseres Magazin sollen hier als Inspiration dienen.
Restaurants in Chicago – Dinner mit Panoramablick und veganes Krabbensandwich
Chicago: Nick Cave – Fashion, Skulpturen und schrille Performance-Kunst
Willis Tower – Living on the Ledge
Chicago – Die Stadt der Künste
Chicago: ein Mekka der architektonischen Stilrichtungen
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