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Wie geht das? Xpeng wurde erst vor zehn Jahren gegründet, baut aber schon Autos, die mit modernster Technik manch deutschem Hersteller Sorgen bereiten dürften. FrontRowSociety schaute sich das SUV-Coupé G6 mal genauer an.

Kann man einer Marke trauen, die sich anhört wie eine Kinderpistole? Xpeng. VW jedenfalls tut es. 2023 haben die Wolfsburger für rund 700 Millionen Euro 4,99 Prozent an dem chinesischen Startup aus Guangzhou erworben. Beide wollen gemeinsam bis 2026 zwei E-Modelle auf den chinesischen Markt bringen und zudem die Ladeinfrastruktur in China ausbauen. Bei uns ist Xpeng seit letztem Jahr mit drei rein elektrischen Modellreihen auf dem Markt, das SUV-Coupé G6 dürfte die größten Chancen haben, sich bei uns Gehör zu verschaffen.

Von den Dimensionen ist der G6 ein Daten-Zwilling zum Tesla Y Mit 4,75 Metern fast identisch lang und auch nahezu gleich hoch. Ob er auch sonst dem meistverkauften Auto der Welt den Strom reichen kann, klärt unser Test.

Schmale LED-Schlitze, glatte Außenhaut – das Xpeng-Design setzt auf moderne, windschnittige Formen. Die Ähnlichkeit zum Tesla Y ist sicher nicht rein zufällig
Schmale LED-Schlitze, glatte Außenhaut – das Xpeng-Design setzt auf moderne, windschnittige Formen. Die Ähnlichkeit zum Tesla Y ist sicher nicht rein zufällig / © Foto: Xpeng
Das Heck des Xpeng G6 ist ein wenig zu x-beliebig. Das Dach fällt flach ab, die Sicht nach schräg hinten ist entsprechend der Bauart eher mau
Das Heck des Xpeng G6 ist ein wenig zu x-beliebig. Das Dach fällt flach ab, die Sicht nach schräg hinten ist entsprechend der Bauart eher mau / © Foto: Xpeng

Was macht den Xpeng G6 so begehrenswert?

Xpeng sagt über sich, sie seien gar kein Autohersteller, sondern würden fahrende Devices bauen. Die Chinesen kommen tatsächlich aus der Software-Ecke. Einer der Gründer, Xiaopeng, war ein hohes Tier beim Tech-Giganten Alibaba, wurde nach dem Verkauf von Anteilen Milliardär und gründete Xpeng. Heute ist er CEO, Namensgeber und baut seine Autos rund um die neueste Software. Und das machen er und sein Team ziemlich überzeugend. Außen megamodern, mit schmalen Lichtschlitzen und in den Proportionen dem Tesla Y ziemlich ähnlich. Innen hypermodern, auf Oberklasse-Kurs mit tadelloser Verarbeitung und hochwertigen Materialien. Das hat deutlich mehr Klasse und Qualität als alles, was uns Elon Musk so unterjubelt. Das gesamte Multimedia- und Bord-System ist prall gefüllt und Over-the-Air stets auf dem neuesten Stand. Manchmal, so sagte uns ein Xpeng-Sprecher, werde die Software mehrmals am Tag aktualisiert.

Die gute Stube ist im aktuellen China-Stil (oder sollten wir Tesla-Stil sagen?) reduziert aufs Wesentliche. Knöpfe gibt es nicht, alle Funktionen werden über das zentrale 15-Zoll-Touchdisplay in der Mitte abgerufen. Das nervt manchmal, die Menüs sind aber zumindest leicht verständlich. Und: alles hier ist Serie. Die Akustik-Verglasung fährt ebenso gratis mit, wie das riesige Panorama-Glasdach, die doppelte Ladestation-Station fürs Handy, elektrische Sitze, 20 Zoll-Alus oder das 960 Watt-Audio System. Ein modernes All-Inklusive-Erlebnis, gegen das manch deutsches Premiumprodukt wie aus der Zeit gefallen wirkt.

Gemütlich? Nun ja. Aber hochmodern. Xpeng verzichtet komplett auf Knöpfe, die gibt es höchstens am Lenkrad. Ansonsten ist alles wie bei Tesla reduziert aufs Nötigste
Gemütlich? Nun ja. Aber hochmodern. Xpeng verzichtet komplett auf Knöpfe, die gibt es höchstens am Lenkrad. Ansonsten ist alles wie bei Tesla reduziert aufs Nötigste / © Foto: Xpeng
Obwohl das Dach nach hinten abfällt, gibt es hinten genügend Kopffreiheit. Was hier nach edlem Leder aussieht, ist übrigens veganer Kunststoff
Obwohl das Dach nach hinten abfällt, gibt es hinten genügend Kopffreiheit. Was hier nach edlem Leder aussieht, ist übrigens veganer Kunststoff / © Foto: Xpeng

Kann man sich mit dem Xpeng G6 sehen lassen?

Wollen wir mal so sagen: Xpeng ist keine Marke zum Angeben, aber sicherlich eine zum neugierig machen. Auch Tesla tat sich anfangs schwer, und schießt heute Raketen in den Orbit. Da will Xpeng gar nicht hin, obwohl die Chinesen planen, noch in diesem Jahr ihr erstes Flugauto an Kunden auszuliefern. Peinlich ist am G6 jedenfalls nichts. Okay, wer grundsätzlich kein China-Auto haben will, sitzt hier falsch. Aber dann – bitte – auch das Iphone abgeben, das Laptop, die Kamera… alles made in China.

Zwei Ladeschalen zum Aufladen der Handys sind immer an Bord. Die Verarbeitung des G6 ist durchaus auf Premium-Niveau
Zwei Ladeschalen zum Aufladen der Handys sind immer an Bord. Die Verarbeitung des G6 ist durchaus auf Premium-Niveau / © Foto: Xpeng

Das kann der Xpeng G6 besonders gut

Sein Talent als E-Mobil steht ganz oben auf der Liste, die der Xpeng beherrscht. Es gibt den G6 mit 66 kWh-Akku und nach WLTP-Messung rund 435 Kilometern sowie mit einer 87,5 kWh-Batterie, die etwa 550 Kilometer durchhält. Auf beide gibt Xpeng acht Jahre Garantie. Die Werte sind durchaus realistisch, und in diesem Umfeld nicht außergewöhnlich. Was den Xpeng G6 allerdings von den meisten Konkurrenten unterscheidet, ist seine Ladeleistung. Dank teurer 800 Volt-Architektur zieht sich der G6 so gierig den Strom rein, wie ein Raubtier seine frisch erlegte Beute. Wenn es der DC-Schnell-Lader hergibt, powert neue Energie mit bis zu 300 kW in die Zellen. Dabei bleibt die Ladekurve konstant hoch auf über 250 kW, in maximal 20 Minuten füllt sich der Ladestand von 10 auf 80 Prozent. Das konnten bislang nur Eltie-Stromer vom Schlage Porsche Taycan, Audi  E-tron GT oder Lucid Air. Ach ja, Kraft hat der Bursche auch noch im Überfluss. Die von uns gefahrene Allrad-Topversion mit 476 PS und 660 Newtonmeter Drehmoment zündet wirklich den Asphalt an. Der „Performance“ sprintet in 4,1 Sekunden auf Tempo 100. Das entspricht in etwa dem Spurtvermögen eines Porsche 911 Carrera. Noch Fragen?

Kaum einer lädt Strom so fix nach, wie der Xpeng G6. Wenn es die Ladesäule hergibt, kann mit bis zu 300 kW „nachgetankt“ werden, dabei bleibt die Ladekurve konstant hoch
Kaum einer lädt Strom so fix nach, wie der Xpeng G6. Wenn es die Ladesäule hergibt, kann mit bis zu 300 kW „nachgetankt“ werden, dabei bleibt die Ladekurve konstant hoch / © Foto: Xpeng

Diese Idee gefällt uns beim Xpeng G6 am besten

Neben dem Turbo-Lade-Erlebnis ist es wohl die moderne Software und das Angebot an allen nur erdenklichen Assistenten. Zwölf Kameras und 17 Ultraschall-Radargeräte überwachen jeden Meter des G6. Auf dem Weg zum unfallfreien Fahren ist der Xpeng jedenfalls bestens gerüstet. Die Sensorik ist überragend und funktioniert einwandfrei.

Und das könnte beim  Xpeng G6 besser sein

Der China-SUV fährt durchaus souverän. Ohne zu brillieren. Vielleicht ist er einen Tick zu straff. Sicher erreicht der Xpeng in der Abstimmung (noch) nicht die Finesse eines BMW oder Mercedes. Aber es ist okay. Zumal man mit so einem Stromer ja nicht immer letzte Rille fährt. Die Lenkung könnte ein wenig präziser und gefühlsechter sein, bei den Sitzen würde man sich etwas besseren Seitenhalt wünschen. Und ob man wirklich ein ovales Lenkrad braucht…?

Die Fahrwerksabstimmung des G6 ist okay. Nicht auf BMW- oder Mercedes-Niveau, aber dafür liegen die Xpeng-Preise ja auch deutlich unter den deutschen Konkurrenten
Die Fahrwerksabstimmung des G6 ist okay. Nicht auf BMW- oder Mercedes-Niveau, aber dafür liegen die Xpeng-Preise ja auch deutlich unter den deutschen Konkurrenten / © Foto: Xpeng
Aus dieser Perspektive erkennt man am besten, dass sich Xpeng stilistisch am Tesla Y orientiert. Und der ist immerhin das meistverkaufte Auto der Welt
Aus dieser Perspektive erkennt man am besten, dass sich Xpeng stilistisch am Tesla Y orientiert. Und der ist immerhin das meistverkaufte Auto der Welt / © Foto: Xpeng
Alles, wirklich alles, wird über das große, zentrale Display in der Mitte geregelt. Auch die beheiz- und kühlbaren Sitze. Die sind natürlich serienmäßig
Alles, wirklich alles, wird über das große, zentrale Display in der Mitte geregelt. Auch die beheiz- und kühlbaren Sitze. Die sind natürlich serienmäßig / © Foto: Xpeng

Am besten geeignet ist der Xpeng G6 für…

…für alle, die nicht in traditionellen Denkstrukturen verhaftet sind und mal eine neue Marke entdecken möchten. Und natürlich E-Antrieb lieben, der sich hier im Xpeng technisch auf dem neuesten Stand präsentiert. Das Platzangebot ist ausreichend für eine vierköpfige Familie, der Kofferraum fasst 571 – 1374 Liter.

Wer will, kann mit dem G6 richtig Fahrspaß haben. Der Top-Stromer kann in 4,1 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Das ist ein Porsche-Wert!
Wer will, kann mit dem G6 richtig Fahrspaß haben. Der Top-Stromer kann in 4,1 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Das ist ein Porsche-Wert! / © Foto: Xpeng

Und was kostet der Spaß?

An der Kasse verlangt Xpeng trotz Vollausstattung deutlich weniger als Tesla. Der Einstiegs-G6 kostet ab 43.600 Euro, die Performance-Version ist für 51.600 Euro zu haben.

Xpgeng hat kein eigenes Netz, sondern schlüpft bei vielen Markenhändlern unter. Das große Pré sind die vergleichsweise günstigen Preise
Xpgeng hat kein eigenes Netz, sondern schlüpft bei vielen Markenhändlern unter. Das große Pré sind die vergleichsweise günstigen Preise / © Foto: Xpeng

Fazit: Xpeng G6 kaufen oder nicht?

Technisch spricht vieles für den Xpeng G6. Wer Image über alles setzt, der, sollte die Finger von ihm lassen. Doch so viel Strom-Auto für so wenig Geld gibt es bei deutschen Anbietern nicht. Und wer sich noch nicht so ganz sicher ist, ob es ein China-Auto sein darf, dem kommt Xpeng mit günstigen Leasingraten entgegen. Bei monatlich 416 Euro ohne Anzahlung geht’s los.

Autor Tomas Hirschberger: „Wer sich mal an ein China-Auto rantrauen will, ist mit dem Xpeng G6 bestens bedient. Um die Marke besser kennen zu lernen, würde ich ihn leasen
FrontRowSociety-Autor Tomas Hirschberger: „Wer sich mal an ein China-Auto rantrauen will, ist mit dem Xpeng G6 bestens bedient. Um die Marke besser kennen zu lernen, würde ich ihn leasen / © FrontRowSociety.net, Foto: Tomas Hirschberger

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