Was macht einen Wein zu einem großen Wein? Und wie gelingt es manchen Weinen, das Interesse von Profis und Kennern auf sich zu ziehen. Diese Fragen beantwortet das Portfolio des Weinguts Radikon aus Oslavia, deren Weine als Raritäten gehandelt werden.
Weingut Radikon – eine der Legenden aus dem Friaul
Die grüne Bergidylle Friaul Julisch Venetien ist echt. Nur wenige Touristen haben diesen Landstrich für sich entdeckt. Daher macht die Fahrt zum Weingut Radikon doppelt so viel Spaß, fühlt man sich doch, als erkunde man einen noch weißen Fleck auf der Landkarte.
Wir treffen Ivana Radikon. Die dynamische junge Winzerin ist überzeugte Bio-Weinmacherin, die gemeinsam mit ihrem Bruder Saša das Familienweingut bewirtschaftet. Bereits Vater Stanko verhalf dem Weingut mit seiner Art, Weine zu produzieren, zu internationalem Renommee. Jeden Tropfen Wein, den wir bei Radikon finden, ist echt und unverfälscht, so wie die beiden Geschwister.
Stolz, aufgeschlossen und herzlich erzählt uns Ivana beim Gang durch die steilen Weingärten von ihrer Arbeit. Der Regen scheint ihr dabei wenig auszumachen. Gearbeitet wird biodynamisch, komplett mit der Natur, vom Berg bis zur Flasche. Der Boden, das Klima, der Rebschnitt, die Weinbereitung – all diese Parameter führen schlussendlich zu dem Erfolg der Ausnahmeweine von Radikon.
Wir haben mit Ivana Radikon einige Weine verkostet. Schauen wir uns einmal an, was wir im Glas fanden.
Verkostung des Radikon Portfolios
Bei Radikon werden folgende Trauben gekeltert. Jakot (Friulano), Ribolla Gialla, Pinot Grigio, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Pignolo und Merlot. Schwer, dabei den Überblick zu behalten. Vor allem, weil viele Rebsorten für Verschnitte genutzt werden.
SLATNIK 2022
Rebsorten: Chardonnay und Jakot
Der Slatnik bringt die Essenz von Chardonnay und Jakot (Friulano) auf den Punkt. Vom Weingarten, der direkt am Weingut selbst liegt, stammend duftet er intensiv nach Aprikose, Apfel und Nektarine, umhüllt von dezent rauchigen Noten. Ein Hauch Mandel und ein leises Spiel von Kamille verleihen ihm Tiefe. Am Gaumen zeigt der Schalenkontakt seine Stärke: feine Textur, knackige Frische und eine subtile Säure, die durch den eleganten Einfluss des Chardonnays abgerundet wird. Der Slatnik ist kraftvoll und bleibt bis ins Finale klar und präzise.
Blue Line O… (Oslavia)
Direkt im Vergleich Chardonnay und Sauvignon Blanc
Die Blue Line von Radikon zeigt, was lange Reife und intensiver Schalenkontakt bewirken können. Drei Jahre im großen Holzfass und zwei Jahre Flaschenlagerung verleihen diesem Wein eine bemerkenswerte Tiefe. In der Nase entfaltet sich eine wahre Aromenschicht: dominante Grapefruit, tiefe Kamille, grüner Oolong-Tee, Rosmarin und ein Hauch weißer Pfeffer – ein Duft, der nahezu explodiert. Klassisch dem Sauvignon Blanc zusprechend.
Am Gaumen ist die Blue Line zugleich bissig und zugänglich, getragen von einer spielerischen Mineralität, die sich in salzigen und säurebetonten Nuancen zeigt. Der Wein hält ein ausdrucksstarkes Kräuterprofil bereit: Thymian, Rosmarin und die Frische von grünem Apfel verleihen ihm Komplexität und Lebendigkeit. Säure und Kraft balancieren harmonisch, ein Wein der Struktur und Trinkfreude perfekt vereint.
Radikon Pignolo 2013
Der Pignolo 2013 von Radikon ist eine seltene Kostbarkeit, wie ein Rohdiamant, der erst durch Geduld, Druck und Zeit seine Tiefe preisgibt. Diese autochthone Rebsorte, von der nur etwa 100 Produzenten weltweit übrig geblieben sind, entfaltet eine tiefgründige und unverwechselbare Aromatik. In der Nase finden sich kraftvolle Anklänge von Tabak, Teer und Rauch, begleitet von Noten von rotem Pfeffer, Zigarrenrauch à la Churchill, einem Hauch grüner Erbsen und überreifer Pflaume.
Am Gaumen wird er von robusten, kraftvollen Tanninen getragen, die die Fülle und Ernsthaftigkeit des Pignolo unterstreichen. Doch typisch für Radikon behält der Wein eine unerwartet lebendige, schwungvolle Note. Die Aromen dunkler, gebackener Früchte wie Dörrpflaume und schwarze Kirsche mischen sich mit Lakritz zu einem animierenden, nicht zu morbiden Profil. Staubtrocken im Abgang, mit einer anregend salzigen Note und langem, nachhaltigem Nachhall – das ist markante Finesse.
Hier geht es zu unserem Artikel über das Weingut Radikon.
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