Knapp 1200 Koralleninseln bilden die weltbekannte Inselkette der Malediven. Aufgeteilt auf 19 Inselgruppen, südwestlich von Indien und Sri Lanka im Indischen Ozean gelegen, erstrecken sie sich über 871 Kilometer in Nord-Süd-Richtung. Nur 220 der fast 1200, im Schnitt rund ein Meter über dem Meeresspiegel liegenden Eilande sind bewohnt. Aufgrund dieser Abgeschiedenheit, kombiniert mit einer atemberaubenden Unterwasserwelt und dem luxuriösen Lifestyle der wunderschönen Resorts, zählen die Malediven zu den beliebtesten Traumzielen überhaupt.
Fast ein wenig unverschämt grinst er mich an. In seinem gestreiften Outfit passt er perfekt zur bunt anmutenden Umgebung. Ich vergesse zu atmen, so dicht ist er vor mir. Und bevor ich der Versuchung erliege, „Hallo, Nemo“ zu rufen, macht der kleine Clownfisch kehrt und schwimmt eilig zurück zu seiner Anemone. Doch schon kommt eine Horde farbenfroher Papageienfische des Wasserweges und Schwärme von Meerbarben, Zackenbarsche und Marlins ziehen vorbei. Sie lassen sich von uns Schnorchlern gar nicht stören, und ich schaue ihnen und anderen Unterwasserschönheiten noch eine ganze Weile gebannt zu. Mit einem leichten Tippen am Arm werde ich aus meiner Verzückung geholt und schwimme gemeinsam mit meinen Schnorchel-Buddies zurück zum Boot. Der Kapitän gibt ordentlich Gas, und nur zwanzig Minuten später sind wir zurück auf unserer Trauminsel.
Eigentlich wollte ich gar nicht erst mitgehen auf diese Tour, so wunderschön ist mein Ocean-House mit riesiger Panoramaterrasse und Pool auf der Privatinsel Naladhu, einem der drei Anantara-Inselresorts, die direkt nebeneinanderliegend in einer türkisfarbenen Lagune des Süd-Male Atolls ein eigenes Ensemble bilden. Nur 20 Villen gibt es hier, dazu ein Fitnesscenter und ein kleines Spa sowie ein Restaurant mit Bar. Doch das alles brauche ich nicht – und das ist das Besondere an diesem Resort –, denn auf Naladhu kann jeder ganz individuell seinen Komfort bestimmen, mit einem Höchstmaß an Privatsphäre und Abgeschiedenheit. Es heißt, dass manche Gäste ihre Villa nicht einmal verlassen, weil es ihnen an nichts fehlt. Anantara nennt diese besondere Konzept „Make your own story“, und da kommt Mr. Aslam ins Spiel.
Ein ganz persönlicher Wunsch-Erfüller
Der hoch gewachsene, schlanke Malediver ist mein „Kuwaanu“, mein Geschichtenerzähler, mein Gedankenleser, Traumdeuter, Organisator und Butler in einer Person. Noch bevor ich aufwache, ist bereits das Bad eingelassen, und für einen ersten Sprung in meinen ansehnlichen Pool liegen schon kuschelweiche Handtücher bereit. Der Rücken schmerzt? Kein Problem, Mr. Aslam terminiert die Yogalehrerin, die mit mir bereits eine Stunde später auf meiner Terrasse entsprechende Asanas übt. Ein kleiner Rundgang über die nur 180 Meter lange, dicht mit Kokospalmen, Frangipani und Bougainvilleen bewachsene Insel? „My pleasure, Miss Corinna.“ Frühstück im Pool, Lunch in meiner privaten Beach-Cabana, ein Sundowner auf meinem schwingenden Daybed? Alles geht, nichts muss.
Der Chef kommt aus der Schweiz
Thomas Boehringer schmunzelt, als ich ihm erzähle, dass Mr. Aslam mir sogar ein hübsches Lesezeichen besorgt und in mein Buch gelegt hat, während ich mich mit dem Umknicken von Seitenecken begnüge. „Das ist schon sehr berührend für mich zu sehen, mit wie viel Herzblut, Leidenschaft und Umsicht unsere ‚Kuwaanu‘ agieren. Und das gilt auch für alle anderen Mitarbeiter, hier herrscht wirklich ein ganz besonderer Zusammenhalt“, berichtet der in der weltbekannten Hotelfachschule in Lausanne ausgebildete Ressort-Manager, und kann seine Freude über das besondere Miteinander kaum verbergen.
Der 29jährige Schweizer kam Ende 2019 nach Naladhu, und hatte sich seinen Start bei der exklusiven Anantara-Hotelgruppe anders vorgestellt: „ Kaum war ich mit allen Abläufen und Begebenheiten gut vertraut, kam Corona – und brachte den Tourismus hier zum Erliegen. Das war schon eine sehr schwierige Situation, wenn man bedenkt, dass über 85 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Malediven alleine im Tourismus-Sektor erwirtschaftet wird. Und dann bleiben einfach die Gäste weg“, erinnert sich der Ressort-Manager. „Also haben wir den anschließenden Lockdown genutzt und allen Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben, die Resorts sowie alle damit zusammenhängenden Leistungen selbst auszuprobieren, also selbst Gast zu sein“, erzählt Thomas, und strahlt dabei übers ganze Gesicht, „das war echt spannend. Jetzt wissen alle, wie wichtig jeder einzelne ist und was er für das Team leistet“.
Gutes Tun und neues Erlernen
Auch die Tatsache, dass die gesamten Hotelmöbel des Luxusresorts an ein psychiatrisches Krankenhaus gespendet wurden, bevor die nunmehr 300 Quadratmeter großen Villen umfassend renoviert und von einem New Yorker Designer umgestaltet wurden, ist sehr gut bei den Beschäftigten angekommen. Das jedenfalls berichtet mir Miss Aree, die Thai-Masseurin, die mir nach meinem Plausch mit Thomas geschickt und routiniert die Verspannungen löst. Die 48-Jährige, die schon seit über 25 Jahren für Anantara tätig ist, hat den Lockdown genutzt, um sich im Beautybereich weiterzubilden – und um Kochen zu lernen. „Den Kochkurs von Miss Pan kann ich wirklich nur empfehlen, wir hatten so viel Spaß dabei“, lacht Aree, und zieht ihren Mundschutz wieder in Form.
Schnorcheln mit Haien
Natürlich hat auch diesen Massagetermin Mr. Aslam organisiert, der sich sehr um mein Wohl sorgt. Deshalb stehen bereits schon mehrere Karaffen Wasser parat, als ich zurück in meine Traumvilla komme. Auch extra Kissen hat er liebevoll auf meinem schwingenden Tagesbett drapiert, meinen absoluten Lieblingsplatz auf der ausladenden Terrasse. Hier sitze ich, träume, lese, esse, schaue auf die strahlend türkisfarbene Lagune und auf den endlosen Horizont. Und auch auf eine Gruppe Delfine, die sich am späten Nachmittag mit wilden Sprüngen zu amüsieren scheinen. Mr. Aslam klärt auf: „Sie kommen am Abend hierher zum Jagen, in den tiefen Wassern des Ozeans, gleich hinter der Lagune. Haben Sie eigentlich schon Emilia kennengelernt, unser Meeresbiologin? Sie kann das besser erklären. Außerdem begleitet sie die Schnorchelausflüge zu den Ammenhaien“, erzählt er beiläufig.
Was? Schnorcheln mit Ammenhaien? Wann? Sofort ist meine Abenteuerlust geweckt, auch weil ich weiß, dass ich noch den ganzen Abend auf meinem Daybett verbringen werde – mit einem kühlen Glas Wein aus dem gut gefüllten Weinkeller und dem traumschönen, sternenübersäten Nachthimmel über mir, der mich so sehr in seinen Bann zieht.
Mit einem Kribbeln im Bauch schlafe ich ein, mit einem Kribbeln wache ich auf. Ammenhaie also. Ich bin schon mit allerlei Meeresgetier geschnorchelt, mit Beluga-Walen zum Beispiel, mit Lachsen, Rochen, Delfinen und Schildkröten, aber noch nie mit Haien. Pünktlich mache ich mich auf zum Bootssteg, um dort den Rest der Gruppe zu treffen – und Emilia.
Neue Begegnungen
Die 38jährige Kalabresin ist ein Bild von einer Italienerin, mit dunklen Locken und vor Begeisterung blitzenden Augen, die ihre Liebe zum Meer und seinen Bewohnern kaum verbergen kann. Während uns Kapitän Ali und seine Crew sicher zum rund 30 Minuten entfernten Vaavu-Atoll steuern, erzählt uns Emilia einiges zum Hintergrund der Ammenhaie, zu unserem Verhalten im Wasser und den Tieren gegenüber. „Die Haie sind schon seit vielen Jahren hier in großen Gruppen heimisch, auch weil sie gefüttert werden. Dadurch sind sie an Menschen gewöhnt, womit wir nicht nur unseren Gästen dieses großartige Erlebnis möglich machen, sondern auch jede Menge Daten zu den Tieren selbst und ihrem Verhalten erheben und auswerten können“, erklärt die Biologin, die ihr Studium in Mailand speziell der Erforschung von Haien gewidmet hat.
Nicht anfassen, bitte!
„Es kann nichts passieren“, beruhigt uns sie uns, während wir Schnorchel und Flossen anlegen und nacheinander ins Wasser gleiten. Emilia hat eine Leine am Boot befestigt, an der wir uns festhalten, um so in Ruhe den Haien zuschauen zu können, ohne uns um die Strömung zu kümmern. Nur wenige Minuten später sind sie da, wunderschöne Tiere, etwa zwei Meter lang und silbrig glänzend. Sie schwimmen um uns herum, unter uns durch, direkt auf uns zu. Ein Ammenhai-Weibchen scheint mich besonders zu mögen, sie kommt immer wieder und so nah, dass ihre Flosse sogar einmal meinen Bauch streift. „Auf keinen Fall anfassen“ hat uns die Meeresbiologin eingebläut, und so wiederstehe ich der Versuchung, auch ein bisschen wegen der recht beeindruckenden und typischen Hai-Zähne, die selbst bei friedlichen Ammenhaien imposant aus dem Maul herausschauen.
Auf dem Rückweg plaudere ich noch ein wenig mit Emilia, die mich nicht nur für einen weiteren Ausflug begeistert, sondern auch zu einem Besuch des Nachbar-Resorts Dhigu einlädt. „Dhigu ist zwar ein bisschen größer und auch einen Hauch weniger luxuriös als Naladhu, dafür ist hier mehr geboten. Es gibt drei tolle Restaurants, Kino unter den Sternen und ein traumhaftes Spa. Vielleicht bleibst Du einfach zwei Tage länger und kommst nach Deiner Trauminsel noch zu uns“, lockt mich die quirlige Italienerin, und erzählt mir noch von Frieda, der alten Wasserschildkröte, die in der Lagune von Dhigu lebt, wo die für sie köstlichen Softkorallen und Schwämme wachsen. Ich verspreche, darüber nachzudenken.
Ein Umzug mit Folgen
Mr. Aslam ist ganz begeistert von der Idee, dass ich noch ein wenig länger bleibe und organisiert souverän meinen Insel-Wechsel, bucht die Flüge um, terminiert den Shuttle. Zum Glück ist der Flughafen Male ja nur eine halbstündige Fahrt mit der Ressort-Yacht entfernt, so dass das Umplanen recht problemlos ist. Trotzdem fällt mir der Abschied von Naladhu wirklich schwer. „Machen Sie sich keine Sorgen, Dhigu wird Ihnen gefallen“ beruhigt mich Mr. Aslam, als wir uns am Bootsshuttle verabschieden, „dafür werden meine Kollegen schon sorgen“. Und er soll Recht behalten: Nur fünf Minuten später empfängt mich Kelly Manning am Pier von Dhigu mit einem strahlenden Lächeln.
Den Lebensstil optimieren
Die schlanke, blonde Heilpraktikerin und Ernährungstherapeutin gehört zum umfassenden Team des Cocoon Medical Spa und will mir helfen, mit meinen Lebensmittelallergien besser umzugehen. Dazu treffen wir uns zu einem eineinhalbstündigen Beratungsgespräch, bei dem ich ziemlich umfassend „vermessen“ werde, damit sich Kelly einen Gesamteindruck über meine Körperzusammensetzung machen kann. Zum Glück scheine ich über eine einigermaßen ausgewogene Mischung aus Körperfett, Muskelmasse und metabolischem Alter zu verfügen, so dass wir uns mehr auf einen Ernährungsplan konzentrieren, der meinen Allergien entgegenwirkt. Andere Gäste lassen sich von der 36-Jährigen beispielsweise in Bezug auf Stressreduzierung, Lebensstilveränderungen oder auch Übergewicht beraten. Dabei achtet Kelly stets darauf, dass erste Schritte bereits schon im Urlaub umgesetzt werden können – und empfiehlt mir, so oft wie möglich Warm zu essen.
Mal was Neues ausprobieren
Ein Grund mehr, das schöne Sea.Fire.Salt-Restaurant aufzusuchen und mich mit frisch gegrilltem Fisch zu verwöhnen. Mit Traumausblick auf die Lagune genieße ich mein Lunch und plane meinen Nachmittag. Wie wäre es mit einem kurzen Spaziergang zur Wassersportstation? Da eine leichte Brise weht, entschließe ich mich spontan zu einer Privatstunde Surfen, bei der mir die wichtigsten Handgriffe, Tipps und Tricks erklärt werden und ich schon wenig später bereits erste – wenn auch sehr kleine – Erfolge verzeichne. Immerhin kann ich mich einige Minuten auf dem Brett halten und die Kraft des Windes in meinen Armen spüren. Nach zwei Stunden bin ich allerdings ganz schön erschöpft von dem vielen rauf aufs Brett, runter vom Brett und ziemlich durstig, obwohl ich bestimmt einen Liter Meerwasser verschluckt habe.
Was für ein Glück, dass mir Kelly bereits einen Massagetermin gebucht hat. Den Weg zum Spa kürze ich ab und laufe im puderweichen Sand entlang der Lagune, den Blick fest auf das geräumige Gebäude gerichtet, dass sich am anderen Ende der Insel befindet. Über einen Steg erreicht man das im Stil einer riesigen Wasser-Villa gebaute Wellness-Center, dass neben einem mit lokaler Kunst verschönten Empfangsbereich aus verschiedenen Massage-, Beauty- und Entspannungsräumen besteht. Eine Stunde lange behandelt mich Mr. Dome mit einer speziellen Technik zur Muskelmanipulation, löst meine Energieblockaden und lässt mich jeden Rückenschmerz vergessen.
Schöner Wohnen
Chill-Out-Klänge fangen mich ein auf meinem Weg zurück in meine Überwasser-Villa, und ich folge ihnen neugierig. Es ist Aperitiv-Zeit, und in der Dhoni Bar haben sich bereits einige Gäste versammelt, um sich in gemütlichen Lounge-Sesseln den nahenden Sonnenuntergang anzuschauen. Nach einem zweiten Glas eisgekühlten Wein und einem atemberaubenden Farbspiel am Himmel kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, die Insel jemals wieder zu verlassen. Einen Tag habe ich noch. Was soll ich morgen machen? Yoga zum Sonnenaufgang? Einen Thai-Kochkurs am Mittag? Oder doch lieber noch eine Beauty-Behandlung vor dem Rückflug? Doch dann fällt mir meine wunderschöne Villa mit Traumaussicht ein – und mein Buch. Wie gut, dass ich wiederkommen kann.
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