Audi frischt sein Flaggschiff auf. Der Q8 erhält dezente optische Retuschen und eine raffinierte Lichttechnik vom Feinsten. FrontRowSociety hat den Nobel-SUV bereits rund um Kapstadt gefahren.
Was politisch korrekt ist, bestimmt der Zeitgeist. Was richtig Spaß macht, sagt dir allerdings nicht der Verstand, sondern dein Herz. Immer weniger Hersteller investieren in die Zukunft von Sechs- oder Achtzylindern. Wie gut, dass Audi hier zweigleisig fährt. Trotz E-Strategie bauen die Ingolstädter ihr SUV-Flaggschiff weiter mit Verbrennermotoren – parallel zum elektrischen Q8 e-Tron. Denn gerade in den USA, China aber auch in Deutschland ist der Q8 eine große Nummer. Mit über 200.000 verkauften Einheiten seit 2018 füllt der margenträchtige Nobel-SUV zuverlässig Audis gestresste Kassen.
Nach fünf Jahren folgt nun ein sparsames Update. Der diskrete Luxus des Q8 bleibt dabei erhalten. Die Modernität des Facelifts ist vor allem an der Signatur des LED-Lichts abzulesen. Vorne schimmern die neuen Scheinwerfer in bläulichem Ton. Sie sehen pfeilförmiger aus, das Tagfahrlicht wurde höher positioniert. Das neue HD Matrix-LED-Licht (1940 Euro) lässt sich nun über vier raffinierte Grafiken individuell einstellen, programmierbar über das MMI-System. Integriert ist ein besonders leistungsstarkes Laser-Fernlicht. Es schaltet sich ab 70 km/h zu, die Reichweite soll deutlich besser sein als bisher. Neu gestaltet sind auch die Heckleuchten. Für 990 Euro strahlt das Lichtband über die gesamte Breite mit OLED-Technik. Die ultraflachen Leuchtplättchen sind megahell, ein neuartiger Näherungssensor warnt Autofahrer, die dichter als zwei Meter auffahren, mit kompletter Tannenbaumbeleuchtung.
Ansonsten bleibt Audis Chef-SUV in seinem Auftritt so zurückhaltend wie bisher. Sportlich elegant in der Figur, mit reichlich Platz auf allen Sitzen, die rahmenlosen Türen sind nach wie vor charakterbildend. Damit das zeitlose Design keinen Flugrost ansetzt, hat Audi den Oktagon-Grill modernisiert. Er wirkt jetzt etwas breiter, in der Basis sind die vertikalen Einleger in Tropfenform, beim S-Line und dem Topmodell SQ8 in L-Form. Front- und Heckschürzen wurden dezent neu geformt, ebenso die nun zweidimensional ausgeführten Audi-Ringe. Es gibt fünf neue Räder-Designs von 21 bis 23 Zoll (Serie: 20 Zoll) und drei neue Außenfarbenfarben (Sakhirgold, Ascariblau, Chilirot). Die fetten Endrohre sind jetzt sichtbar und müssen sich nicht mehr hinter Plastikblenden verstecken, die Typbezeichnung wandert – wie schon beim Q8 e-Tron – an die B-Säule.
Selbst wer sich zu den Q8-Kennern zählt, muss beim Einsteigen ganz genau hinschauen, um Neues zu entdecken. In einem hochwertigen Ambiente, das sich in Großserie kaum solider zusammenfügen lässt, verteilt Audi neue Dekorleisten und Ziernähte, die HD-Auflösung des digitalen Kombiinstruments ist gestochen scharf. Das App-Angebot wurde aktualisiert, so lassen sich jetzt Spotify oder Amazon Music direkt ansteuern.
Technisch vertrauen die Ingolstädter auf bewährtes Schwermetall. Die MLB-Plattform teilt sich der im slowakischen Werk Bratislava gebaute Q8 weiterhin mit seinen Konzernbrüdern Porsche Cayenne, VW Touareg oder Lamborghini Urus. Das Motorenangebot liest sich wie ein Gruß aus Zeiten, als die Verbrennerwelt noch in Ordnung war. In den Preislisten stehen vorerst die zwei bekannten Sechszylinder-Diesel mit 231 PS und 286 PS sowie ein Sechszylinder-Benziner mit 340 PS. Als Kirsche auf der Q8-Torte thront der Leistungssportler SQ8 mit 507 PS starken Achtzylinder. Anfang 2024 folgen noch zwei Plug-In-Hybriden mit stärkeren Akkus, deren elektrische Reichweite auf rund 100 Kilometer optimiert wurde. Dazu kommt der Überflieger RSQ8 von Audi Sport mit mehr als 600 PS.
Alle vier aktuell angebotenen Kraftwerke verfügen über eine Achtstufen-Tiptronic, ein 48 Volt starkes Mild-Hybrid-System mit Lithium-Ionen-Batterie und einem Riemen-Starter-Generator.
Vielleicht mag der Q8 mit seinen Verbrennern ein aussterbender Dino sein, ein verstaubtes Relikt ist er noch lange nicht. Front Row Society hat den Nobel-SUV auf den atemberaubenden Strecken rund um Kapstadt gefahren. Auf jedem Meter hinter dem Steuer merkt man die Routine aus fünf Jahren Bauzeit. Viel Besseres wird man in dieser Klasse nicht finden. Der Q8 ist die in Blech gestanzte Souveränität. Mit einem sensiblen Komfort, der für so ein hochgelegtes Schwergewicht mehr als bemerkenswert ist.
Serienmäßig rollt der Q8 mit Stahlfahrwerk zum Kunden. Die Investition in eine adaptive Luftfederung (980 Euro) ist allerdings sinnvoll, weil sie Straßenschäden noch einmal mit spürbar mehr Engagement ausbügelt. Wer noch direkter mit der Straße verbunden sein möchte, bestellt das Fahrwerkspaket Advanced (4800 Euro), bei dem ein Sperrdifferential die Kraftmomente zwischen den Hinterrädern verteilt. Teil des Pakets ist unter anderem die elektromechanische Wankstabilisierung, die über E-Motoren den Härtegrad der Stabis verändert. Von soft bis hart. So tobt der Q8 aufrecht und nahezu ohne Seitenneigung durch schnelle Kurven, als wäre Fliehkraft nur eine Laune der Natur, die für Audi nicht gilt. Wer jetzt noch 1150 Euro in die Allradlenkung steckt, wird sich wundern, wie ein Fünfmeter-Geselle gefühlt auf die Größe eines Kompaktwagens schrumpft. Sie schlägt die Hinterräder bis zu sechs Grad entgegen den Vorderrädern ein und erhöht damit die Handlichkeit des großen SUVs deutlich.
Am besten versteht sich der Trumm mehr dem Dreiliter-Diesel im 50 TDI. Ein Drehmoment-Hammer von 600 Newtonmetern trifft hier auf akzeptable Laufkultur und einem Real-Verbrauch von unter neun Litern. Der Sparspaß kostet knapp 90.000 Euro. Noch einmal mindestens 30.000 Euro verlangt Audi für den Sportfreund SQ8. Dafür gibt es das Gänsehaut-Blubbern des Achtzylinders und eine fast schon absurde Leistungsentfaltung, die anfällige Zeitgenossen im Handumdrehen den Lappen kosten wird. Zum Einstiegspreis von 119.500 Euro kommen Durchschnittsverbräuche jenseits der 13 Liter. Wer sich jetzt noch den Spaß der neuen, geschmiedeten 23-Zöllern (2790 Euro) unseres Testwagens gönnt, vernichtet sehenden Auges das geschmeidige Abrollen des Q8. Auch wenn die großen Räder die Optik vollends adeln, bringen sie doch ein gutes Stück Härte ins Spiel. Dein Verstand sagt: Lass es! Doch dein Herz hat sich längst in die riesigen Dinger verguckt.
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