Exklusives Interview mit Antonia Rullan, General Manager 5-Sterne-Hotel Cap Rocat
Andreas Conrad: Wenn wir von Ihren Gästen sprechen, allgemein gesagt, Menschen, die in exklusiven Hotels übernachten, haben Sie das Gefühl, dass sie nachhaltige Anreisen zu ihrem Zielort suchen?
Antonia Rullan: Ja, heutzutage interessieren sich unsere Gäste sehr dafür, bevor sie ein Reiseziel wählen. Sie möchten im Voraus wissen, ob es nachhaltigere Möglichkeiten gibt, zu unserem Hotel zu gelangen, z.B. mit einem E-Auto. Was Flüge betrifft, versuchen Gäste immer mehr, zu kurze Aufenthalte zu vermeiden, indem sie diese vielleicht mit anderen nahegelegenen Zielen wie Menorca oder Ibiza kombinieren.
Andreas Conrad: Würden Sie also zustimmen, dass nachhaltiges Reisen mit der eigentlichen Reise selbst oder im Hotel beginnt?
Antonia Rullan: Ich stimme vollkommen zu, dass nachhaltiges Reisen, wann immer möglich, mit der Reise selbst beginnt. Wir alle haben die Verantwortung, unsere Entscheidungen sorgfältig zu überdenken und die umweltfreundlichere Option zu wählen, wann immer dies möglich ist.
Andreas Conrad: Im allgemeinen Sinne verbinden die meisten Menschen Luxus mit Verschwendung; natürlich wissen und stimmen wir zu, dass dies nicht immer der Fall ist. Wie würden Sie Luxus und Nachhaltigkeit in Einklang bringen?
Antonia Rullan: Die besondere Atmosphäre von Cap Rocat entsteht durch seine Lage in einer militärischen Festung aus dem 19. Jahrhundert, die mitten in einem 30 Hektar großen Naturschutzgebiet liegt. Getreu dem Ethos, dass Luxus auch Verantwortung bedeutet, arbeitet das Hotel seit Jahren mit der Stiftung Madine Mayurqa zusammen. Pro Gast werden drei Euro gesammelt und auf drei wohltätige Initiativen verteilt. Das Hotel hat sich verpflichtet, jede Spende zu verdoppeln. Neben der Umweltpartnerschaft mit der Mallorca Preservation Foundation fließen die verbleibenden Erlöse in die Renovierung historischer Windmühlen auf der Insel und das Fray Junipero Serra Museum. Darüber hinaus engagiert sich das Luxushotel seit langem für die Beschäftigung von Menschen, die von sozialer Ausgrenzung bedroht sind oder mit Behinderungen, und bietet ihnen berufliche Perspektiven.
Andreas Conrad: Apropos diese Verfeinerungen und Ideen, hat Ihr Resort zum Beispiel einen Zwei-Jahres-Plan, um umweltfreundlicher oder nachhaltiger zu arbeiten? Wenn ja, fühlen Sie sich wohl, einige davon mit uns zu teilen?
Antonia Rullan: Unser Hauptanliegen ist es, so viel wie möglich alle Gemeinschaften zu unterstützen, die am Erhalt des Erbes der Balearen teilnehmen und zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen.
Bis Ende 2019 haben wir uns das Ziel gesetzt, keinen Plastikmüll mehr zu erzeugen, alle Kunststoffe durch biologisch abbaubare Materialien zu ersetzen und Einwegplastik zu eliminieren. Mit diesem Engagement wollen wir den ökologischen Fußabdruck reduzieren, während wir weiterhin nachhaltige Initiativen durch Abfallreduzierung umsetzen.
Im selben Jahr haben wir eine Entsalzungsanlage gebaut, die es uns ermöglicht, Wasserressourcen zu optimieren. Durch die Entsalzung von Meerwasser begrenzen wir in großem Maße unsere Nutzung der knappen Süßwasserressourcen der Insel. Dieser Plan leitet uns durch die Jahre 2024 und sogar 2025.
Andreas Conrad: Um Ihr Ziel zu erreichen, inwieweit beziehen Sie die lokale Bevölkerung in Ihre Nachhaltigkeitsstrategien ein und gibt es staatliche Unterstützung für Nachhaltigkeitsprogramme?
Antonia Rullan: Wir versuchen immer, mit unseren lokalen Gemeinschaften zusammenzuarbeiten und unsere heimischen Materialien zu verwenden.
Zum Beispiel unterstützen wir einen mallorquinischen Erhaltungsfonds (Medina Mayurqa), der die Biodiversität der Inseln und den Erhalt ihrer natürlichen Ressourcen schützt.
Diese Maßnahmen spiegeln die ganzheitliche Strategie wider, die von Marugal verfolgt wird: Nachhaltige Entwicklung in Harmonie mit dem Wohl der Gesellschaft und des Planeten. So sind alle Aktivitäten des Unternehmens durch Respekt für lokale Kultur und Erbe, den Schutz der Umwelt und ein Gefühl der sozialen Verantwortung gekennzeichnet. Durch individuelle Initiativen und ein umfangreiches Bildungsprogramm zeigt Marugal jeden Tag, wie gut Luxus mit verantwortungsbewusstem Reisen einhergehen kann.
Andreas Conrad: Aufgrund unseres Berufs sind wir in vielen exklusiven Resorts der Welt unterwegs. Manchmal haben wir das Gefühl, dass der Gedanke an Nachhaltigkeit nur für europäische/deutschsprachige Gäste wichtig ist.
Antonia Rullan: Würden Sie zustimmen? Ich denke, alle Tourismusmärkte sind sich zunehmend bewusst, wie wichtig es ist, nachhaltigen Tourismus zu betreiben. Wir können nicht so weitermachen wie in den vergangenen Jahrzehnten, und es ist die Verantwortung der Tourismusbranche weltweit, sich für einen grüneren Planeten zu engagieren.
Andreas Conrad: Aus Ihrer persönlichen Sicht, wie denken Sie, wird sich das Reisen und der Aufenthalt in luxuriösen Reisezielen in Zukunft verändern? Und wo sehen Sie die Grenzen der Nachhaltigkeit in der Luxus-Hotellerie?
Antonia Rullan: Ich denke, der Luxus heutzutage besteht darin, in einem nachhaltigen Hotel zu übernachten – das ist der Luxus an sich. Dies ist mit einer neuen Form von Luxus verbunden – dem sogenannten „stillen Luxus“. Zurück zur eigentlichen Erfahrung, zur Stille und zur Qualitätszeit in der Natur, statt goldener Wasserhähne und einem „mehr ist mehr“-Ansatz.
Andreas Conrad: Es gibt viele umweltbewusste Trends, welche haben Sie in den letzten Jahren bemerkt?
Antonia Rullan: Ich habe eindeutig einen Anstieg von plastikfreiem Abfall und der Verwendung lokaler, biologischer Zutaten bemerkt. Der aktuelle Slow-Food-Trend spiegelt dieses gestiegene Bewusstsein für einen umweltfreundlicheren Konsum wider.
Andreas Conrad: Zuletzt sind wir neugierig! Es gibt derzeit einen Boom an luxuriösen Gastfreundschaftseinrichtungen auf der ganzen Welt. Jeder will höher, weiter, schneller, dem Himmel entgegen. Was braucht ein Luxusresort oder Hotel, um im harten Wettbewerb zu überleben?
Antonia Rullan: Ich kann hier nur für uns sprechen, was uns so erfolgreich macht. Im Cap Rocat versuchen wir, uns selbst und unserer DNA treu zu bleiben. Wir bieten stillen Luxus, der nicht laut ist und wo sich die Gäste wie zu Hause fühlen können. Unsere Umgebung ist ebenfalls einzigartig und harmoniert perfekt mit der Architektur des Hotels, einer ehemaligen Militärfestung.
Andreas Conrad: Abschließend möchten wir wissen, welches Alleinstellungsmerkmal Ihr Resort in Bezug auf umweltfreundlichen Tourismus hat?
Antonia Rullan: Es ist die Kombination all dieser speziellen Aktivitäten, um ein grüneres, umweltfreundlicheres Hotel zu werden: Austausch aller Kunststoffe gegen biologisch abbaubare Materialien, Nutzung einer Entsalzungsanlage, die es uns ermöglicht, Wasserressourcen zu optimieren, die Spenden für die Madine Mayurqa Stiftung, das Kochen mit lokalen Zutaten etc. Es ist unsere persönliche Aufgabe zu zeigen, dass Luxus und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können.
FrontRowSociety-Redakteur Andreas Conrad führte das Interview mit Antonia Rullan, General Manager, 5-Sterne-Hotel Cap Rocat, im März 2024.
Hier geht es zum Interview auf Deutsch.
Hotel Cap Rocat
Crta. d’Enderrocat, s/n
07609 Palma de Mallorca /Spanien