Es war einer dieser Abende, die man als Wein- und Bordeauxliebhaber nicht vergisst. 30 Jahrgänge Château Margaux
Erst recht nicht, wenn man feine gereifte Weine liebt. Eine dieser Weinproben, die zurecht als „Once-in-a-lifetime“ geadelt werden. Nahezu sieben Dekaden des legendären Château
Margaux. Ein Mythos von Wein, der wie kaum ein zweiter für Eleganz und Finesse steht.
Eine Delikatesse der Extraklasse – gekrönt von einem fabelhaften Gala-Dinner von Simon Stirnal. Alles an einem Abend, an einem Ort, im schönen Kronenschlösschen. Giuseppe Lauria war bei diesem einzigartigen Festival der Superlative dabei.
Im Bistro des Kronenschlösschens herrschte ausgelassene und von gespannter Vorfreude geprägte Stimmung. Zwanzig erwartungsvoll dreinschauende Frauen und Männer saßen am großen, ovalen und festlich eingedeckten Tisch.
Es geht leger zu. Bekannte Weingrößen wie Weltmeister-Sommelier Markus Del Monego oder Aurélien Valence von Château Margaux sowie viele erfahrene Weinliebhaber und Sammler gaben sich die Ehre. Nur wenige dürften überrascht gewesen sein, als Festivalchef Hans B. Ullrich zur Eröffnung dieses spektakulären Tastings mit Stolz verkündete, dass diese Top-Raritäten-Probe beim Rheingau Gourmet & Wein Festival als eine der ersten restlos ausverkauft war.
Man wundert sich ohnehin, wie es dem Festival-Chef gelingt, Jahr für Jahr solche Weltklasse-Verkostungen und eine Phalanx an internationalen Star-Köchen in sein schmuckes Kronenschlösschen zu locken. Doch diese Verkostung war selbst für ihn – mit der Erfahrung von 21 Jahren Gourmetfestival – „ein persönliches Highlight“.
Los ging es mit einem komplexen, cremig-dichten und dennoch linearen, aber sicherlich noch ganz am Anfang des Trinkfensters befindlichen 2009er Roederer Cristal, gefolgt von sage und schreibe 30 Jahrgängen dieses mythischen Weingutes aus der berühmten
Appellation Margaux, das direkt am berühmten linken Ufer der Gironde mit seinen kalkhaltigen Kieselsteinböden liegt.
Château Margaux – eine Legende!
Der Wein von Château Margaux ist eine Legende. Die lange Geschichte dieses wunderschönen Guts geht bis ins Mittelalter zurück. Die moderne Erfolgsstory startete aber erst in den Sechziger beziehungsweise Ende der Siebziger, als der aus Griechenland
stammende Unternehmer André Mentzelopoulos das klassizistische Château Margaux erwarb.
Allerdings gab es ein Gesetz, dass die Premier-Châteaux zu den nationalen Kulturgütern zählen, der Käufer musste also erst als Franzose eingebürgert werden, bevor er ins Grundbuch eingetragen wurde. Beraten vom berühmten Bordelaiser Önologen Émile
Peynaud, investierte der neue Eigentümer große Summen in Keller und Weinberg. Zur Verbesserung der Qualität des „Grand Vin“ führte er wieder den Zweitwein „Pavillon Rouge“ ein. Der Jahrgang 1978 markiert die Renaissance des Château Margaux. André Mentzelopoulos starb jedoch bereits Ende 1980.
Seine Frau Laura und seine Tochter Corinne verkauften etwa 1990 die Aktien des Château Margaux an ein luxemburgisches Unternehmen, bei der die italienische Agnelli-Familie (Fiat) wesentliche Anteile besitzt.
Das bisherige Management wurde übernommen. Im Jahr 2003 übernahm Corinne Mentzelopoulos den 75 Prozent-Anteil der Erben von Giovanni Agnelli für geschätzte 350 Millionen Euro, womit das Château Margaux als eine der teuersten Grundbesitzungen Frankreichs gelten kann.
Premier Grand Cru Classé der ersten Stunde
Er gehört seit der Klassifikation von 1855 als Premier Grand Cru Classé – also eines von gerade mal fünf Châteaux im Médoc, die dieses Privileg geniessen – und zwar von Anfang an (Mouton Rothschild, der fünfte im Bunde, klagte sich erst viel später in diesen Status ein).
Châteaux Margaux gehört zu den besten und gesuchtesten Weinen der Welt und war schon im 18. Jahrhundert berühmt. Er ist komplex, duftet oft verführerisch nach Rosen und Veilchen und brilliert mit seinen „weiblichen Verführungskünsten“. Ich nenne das „Margaux-Parfüm“. Er kann aber auch eine männliche Seite haben, sein elegantes, aber zugleich festes Tannin verleiht ihm außergewöhnliches Reifepotential.
Diese nahezu unsterbliche Lagerfähigkeit dokumentierte der britische Weinautor Michael Broadbent, als er nach 200 Jahren den 1787er Margaux entkorkte und ihm sein Punktemaximum von fünf Sternen verlieh. Mit den löblichen Attributen von «großer Reichhaltigkeit und Tiefe». Und zu guter Letzt möchten wir an den langjährigen Gutsdirektor Paul Pontallier mit seinen Liebslingsworten gedenken: „A great wine is a blend of privilege and good work“.
Die Premiere seines letzten Jahrgangs 2015 hat er leider nicht mehr erlebt. Ende März 2016 ist er verstorben. Mehr als 30 Jahre war es das Gesicht von Château Margaux. Das Bordeaux verlor einen ganz Großen.
Die Verkostung:
Die Verkostung wurde von alt nach jung in verschiedenen Flights aufgestellt. Los ging es mit den frühen 1960er-Jahrgängen bis hin zum 2003er, der sich in einer wunderschönen, ersten Genussreife präsentierte. Es waren also alle ganz grossen Jahrgänge inklusive der berühmten Jahrhundertjahrgänge wie 1961, 1982, (1983), 1985, 1990, etc. dabei.
Ein Fest der Extraklasse. Generell ist zu sagen, dass es bei solchen “Altweinproben” immer mal zu herausragenden Überraschungen und aber auch herben Enttäuschungen kommen kann. Neben der Lagerung spielen Flaschenvarianz und auch unterschiedliche Abfüllungen ein große Rolle.
1960 Château Margaux:
Trübes Rubingranat mit aufhellenden Karminrändern…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1960 Château Margaux.
1962 Château Margaux:
Trübes Rubingranat mit altersgerechtem, ziegelroten Rand…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1962 Château Margaux.
1964 Château Margaux:
Rubingranat, breit aufhellender, ziegelroter Rand…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1964 Château Margaux.
1966 Château Margaux:
Mittleres Rubingranat mit aufhellenden Rändern…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1966 Château Margaux.
1970 Château Margaux:
Helles Karmingranat. Wunderschönes Bouquet, floral…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1970 Château Margaux.
1975 Château Margaux:
Ein ganz schwieriger Jahrgang und eine ganz…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1975 Château Margaux.
1945 Château Margaux:
Trübes Rubingranat mit dichtem Kern und breitem…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1945 Château Margaux.
1947 Château Margaux:
Kräftiges Rubingranat, nur leicht aufhellende Ränder…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1947 Château Margaux.
1948 Château Margaux:
Dichtes, dunkles Rubinrot, nur wenig aufhellender…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1948 Château Margaux.
1955 Château Margaux:
Schwaches, ins transparente gehendes Rubingranat…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1955 Château Margaux.
1959 Château Margaux:
Dichtes, etwas “dreckiges” Rubingranat. Eigentlich…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1959 Château Margaux.
1961 Château Margaux:
Perfekten Konzentration, dabei total ausbalanciert…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1961 Château Margaux.
1981 Château Margaux:
Mittelkräftiges Rubingranat. Intensives Bouquet mit…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1981 Château Margaux.
1984 Château Margaux:
Mittelkräftiges Rubingranat, sehr schöne…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1984 Château Margaux.
1985 Château Margaux:
Trübes Rubingranat. Noch so ein herrlich feinsinniges…. Hier geht es zur Verkostungsnotiz des 1985 Château Margaux.
Gerade richtig, um mit Teil 1 dieser legendäreren Verkostung aufzuhören und mir eine Pause zu gönnen. (Hier geht es zur ausführlichen FrontRowSociety-Reportage über den zweiten Teil der großen Château Margaux Verkostung)
Wer das Weingut Château Margaux einmal besuchen möchte, sollte sich frühzeitig für die Tour anmelden:
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