Philadelphia’s Magic Gardens – kurz PMG – ist eine immersive Kunstumgebung, die nahezu vollständig mit kleinen Mosaiken bedeckt ist. Schöpfer dieser Kunstwelt ist der preisgekrönte Mosaikkünstler Isaiah Zagar. Isaiah wurde in Philadelphia geboren, ist in Brooklyn aufgewachsen und studierte Malerei und Grafik am Pratt Institute of Art in New York City. Durch den Kontakt zum Außenseiterkünstler Clarence Schmidt ließ sich Isaiah inspirieren, über Kunst neu nachzudenken. Mit offenen Augen reiste Isaiah fortan durch die Welt, diskutierte Ansichten mit internationalen Volkskünstlern und Visionären.
Nach verschiedenen Stationen ließ sich Isaiah – mittlerweile verheiratet mit Julia – in Philadelphia nieder und begann mit seinem Lebenswerk, Kunst im öffentlichen Raum zu installieren. In seinem Fokus standen baufällige Gebäude, die renoviert bzw. saniert werden sollten. Aber auch private sowie öffentliche Wände wurden mit farbenfrohen Mosaiken verziert. Gemeinsam mit anderen Künstlern verwandelte Isaiah das Viertel in eine blühende Kunstoase. Gleichzeitig führte er mit seinen Arbeiten erfolgreich Proteste gegen den Bau einer neuen Autobahn an, welche die South Street – und somit auch seine Kunstwerke – beseitigt hätte.
So wurde auch der Begriff „South Street Renaissance“ aus der Taufe gehoben, der sich bis heute gehalten hat. Denn seine Mosaikarbeiten, die in fünf Jahrzehnten entstanden sind, verzieren inzwischen Hunderte von öffentlichen und privaten Gebäuden in Philadelphia und geben dem Antlitz die Stadt etwas Einmaliges. Neben den Kunstwerken an den Wänden sind Isaiahs Arbeiten in den ständigen Sammlungen zahlreicher Kunstinstitutionen vertreten, so auch im Philadelphia Museum of Art oder an der Pennsylvania Academy of the Fine Arts. Darüber hinaus erhielt er Stipendien des National Endowment for the Arts und des Pew Charitable Trusts.
Philadelphia’s Magic Gardens – handgefertigte Kacheln, Flaschen, Fahrradspeichen, Spiegel
Philadelphia’s Magic Gardens besteht aus zwei Innengalerien sowie einem Skulpturengarten im Freien, der sich über zwei Ebenen erstreckt. Die Entstehung dieses stetig wachsenden Kunstwerks begann 1991, als Isaiah auf einem unbebauten Grundstück in der Nähe seines Ateliers – in der South Street 1020 – seinen ersten Mosaikstein an die benachbarten Häuserwände setze.
In den letzten 30 Jahren entstand so ein Art Environment, welches den Betrachter in seinen Bann zieht. Als Art Environment werden permanente, großformatige Kunstwerke bezeichnet, die einen ganzen Raum einnehmen und damit den Betrachter umgeben. Bei Art Environments werden ungewöhnliche Materialien eingesetzt, um ihr Umfeld kunstvoll zu gestalten. Isaiah nutzt unter anderem handgefertigte Kacheln, Flaschen, Fahrradspeichen, Spiegel und vieles mehr. Seine Kunstwerke und Programme sollen mit Neugier sowie durch Selbstdarstellung und Ehrfurcht den Betrachter inspirieren. Heute ist Emily Smith (Executive Director) stolz darauf, dass das gemeinnützige Museum jährlich von 180.000 interessierten Besuchern erkundet wird.
Erst 13 Jahre später erfuhr der Grundstückseigentümer von dem Kunstwerk
Der Besitzer des Grundstücks – seiner Zeit in Boston ansässig – erfuhr erst im Jahr 2004 von der Installation des Kunstwerkes. Er wollte die Grundstücke verkaufen und verlangte daraufhin die Demontage der Kunstinstallationen. Jedoch waren die Anhänger nicht gewillt, der Zerstörung des mittlerweile beliebten Kunstumfelds der Nachbarschaft tatenlos zuzusehen und eilten dem Künstler zu Hilfe. So wurde Isaiah Zagars Schöpfung mit dem neuen Namen Philadelphia’s Magic Gardens schnell als gemeinnützige Organisation etabliert. Diese hat bis heute die Aufgabe, das Kunstwerk auf dem Gelände sowie im gesamten Gebiet der South Street zu erhalten. Der Einsatz hat sich mehr als gelohnt, denn Isaiah konnte sein Werk sogar noch weiter ausbauen. Ihm war es nun auch erlaubt, Tunnel und Grotten auszuheben und so entstand eine riesige glitzernde Mosaikwelt mit einem labyrinthartigen Skulpturengarten.
2008 wurde Philadelphia’s Magic Gardens öffentlich
Jedoch erst im Jahr 2008 wurde Philadelphia’s Magic Gardens für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Besucher haben seither die Möglichkeit, an Führungen, Kunstaktivitäten, praktischen Interpretationserfahrungen, Workshops, Konzerten, Ausstellungen und vielem mehr teilzunehmen.
Philadelphia’s Magic Gardens setzt sich zudem für benachteiligte Ethnien ein. Die South Street galt im 19. Jahrhundert als Zufluchtsort für osteuropäische Juden oder für Schwarze aus den Südstaaten, die der Sklaverei entkamen. Die Stiftung verpflichtete sich, dass mindestens 30 Prozent der Vorstandsmitglieder Schwarze sind und mindestens 50 Prozent ‚People of Color“ sein werden. Darüber hinaus sichert Magic Gardens zu, dass Ausstellungen und Programme einen Schwerpunkt seitens der Beiträge von farbigen Menschen haben. Philadelphia’s Magic Gardens hat sich ebenfalls verpflichtet, ein professionelles Anti-Rassismus- und Gleichstellungs-Training für alle Mitarbeiter anzubieten. Damit will man sicherzustellen, dass allen Gästen und Künstlern mit dem gleichen Maß an Offenheit und Respekt begegnet wird.
Warum baut man 30 Jahre an einem Kunstwerk?
Isaiah Zagar begann im Alter von 29 Jahren nach einem psychischen Zusammenbruch mit Selbstmordversuch, sich mit Mosaikarbeiten als Therapieform zu beschäftigen. Die Kraft der Kunst hat sich bei Isaiah auf seine psychische Gesundheit positiv ausgewirkt. Er vertritt die Ansicht, dass seine physische Arbeitsfähigkeit in direktem Zusammenhang mit seiner psychischen Gesundheit steht. Die Erfahrung wäre einer der Gründe dafür, dass er seit so vielen Jahren kontinuierlich an Kunstwerken arbeitet.