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Das Weingut Hermannsberg ist jedem Verfechter des guten Weines in Deutschland ein Begriff.

Als ehemaliges staatliches Weingut hat es nicht nur durch seine Gründungsgeschichte seit 1901 eine unglaubliche Tradition, darüber hinaus zeichnet es sich durch eine moderne Neugier und das Bestreben nach Perfektion aus. Dies wird vor allem an der Arbeit von Kellermeister Karsten Peter deutlich.

Nahe Oberhausen trohnt das Weingut auf einer kleinen Erhebung mit phänomenalen Blick auf das Umland / Foto © Gut Hermannsberg

Karsten Peter, das Gesicht hinter der Weinbereitung der Domäne, begleitet das Haus bereits seit 2009. In diesen 15 Jahren hat er nicht nur dem Weingut zu früherem Glanz verholfen, sondern es auch mit neuen, innovativen Ideen zu internationaler Relevanz geführt.

Mit vorsichtiger Bewirtschaftung und voller Aufmerksamkeit widmen sich Karsten Peter und Team der historischen Lagen / Foto © Peter Bender

Weingut Hermannsberg und Kellermeister Karsten Peters

Eine der Besonderheiten des geschichtsträchtigen Weingutes sind die Releases von Reservewein. Die drei großen Gewächslagen „Kupfergrube“, „Hermannsberg“ und „Bastei“ reifen bis zu fünf Jahre vor erstmaliger Veröffentlichung. Im Interview mit Karsten Peter unterstreicht der Kellermeister die Wichtigkeit von Zeit und Geduld. Jedem Wein des Hauses wird beides gewährt, um die Einzigartigkeit der Lage sowie der Region widerzuspiegeln. Zeit ist ein Stilmittel, das Gut Hermannsberg in Perfektion beherscht. Sich Zeit für die Weinbereitung zu nehmen, erfordert zudem Selbstbewusstsein und Courage. Allerdings kann sich das Ergebnis sehen lassen: Fein eingebundene Säurestrukturen, leicht angereifte Aromatiken und perfekt ausbalancierte Weine finden ihren Weg auf den Markt. Das ist grandios für die Reputation sowie ein tatkräftiger Beweis für die Lagerungsfähigkeit von Nahe Weinen.

Karsten Peter auf die Frage nach der Charakteristik des Weinbaugebiets Nahe gibt folgende Erklärung:

„Die Nahe ist eine der kleinsten Weinbauregionen in Deutschland und doch sicher die vielschichtigste und variantenreichste.“ Steile Hänge, auf denen die Reben in unterschiedlichsten Felsgestein wurzeln, gepaart mit dem ultrakühlen Klima der Region sind die Weine hier, besonders die Rieslinge, von einer außergewöhnlichen Spannung geprägt. Die vielen differenzierten Varianten Böden vulkanischer Herkunft, aber auch die Schieferbeimischungen, bereiten dem Riesling eine unvergleichliche Bühne. Auf der alle Facetten, wie keine andere Rebsorte, zum Strahlen gebracht werden.“

In der Hauseigenen Schatzkammer liegen Flaschen mit immenser Reife, etwas was die Verbundenheit der Eigentümer zur Geschichte des Weingutes bestätigt / © Gut Hermannsberg, Foto: Nils Weiler
In der hauseigenen Schatzkammer liegen Flaschen mit immenser Reife, etwas, was die Verbundenheit der Eigentümer zur Geschichte des Weingutes bestätigt / © Gut Hermannsberg, Foto: Nils Weiler

Neben den drei Reserveweinen arbeitet das Weingut Herrmannsberg auch auf den Großen-Gewächs-Lagen „Felsenberg“, „Steinberg“, „Rotenberg“ und jüngst Klamm „In der Rossel“. Natürlich spricht es nur für das Qualitätsbewusstsein eines Weingutes, die Produktion ausschließlich auf die Großen Lagen des VDP zu konzentrieren. Doch gerade die Geduld mit Wein und Lage zeigt sich mit der Klamm „In der Rossel“ besonders.

Kellermeister Karsten Peter sagt zur Lage „In der Rossel“ selbst:

„Der Weinberg liegt direkt unterhalb eines alten Steinbruchs. Ist perfekt nach Süd ausgerichtet und teilweise terrassiert. Besonders sind sicher die kleinklimatischen Bedingungen auf diesem terrassierten Felsvorsprung. Im Untergrund finden wir eine Mischung aus Quarzpulver, durchzogen von einer Carbonschieferader. In unserer Region so einmalig.“

Die einzigartige Bodenstruktur der Lage Klamm „In der Rossel“. Hier wohnt die Seele des Weines / © Peter Bender

Die Lage Klamm „In der Rossel“ ist eine alte historische Lage, welche damals vor Übernahme ihrer Qualität und ihres Ausdrucks nicht gerecht wurde. Es brauchte Muße und unsagbare Bemühungen, um sie zu altem Glanz zu führen. Nach 14 Jahren des Aufbaus, der Pfelge und einigen Junganlagen gelang es Kellermeister Karsten Peter mit Unterstützung seines Assistenten Maximilian Schmidt, die Lage wie eine Phoenix aus der Asche auferstehen zu lassen.

Hier passiert die Magie: in den heiligen Hallen des Weingut Hermannsberg. Der Keller ist mehrstöckig aufgebaut, so fallen die Trauben nur durch Schwerkraft in die pneumatischen Pressen / © FrontRowSociety.net, Foto: Noris Conrad

Karsten Peter zu dem ersten Jahrgang der Lage Klamm „In der Rossel“ 2023: 

„Wir haben den 2023er nicht ausgewählt. Der Weinberg hat es vielmehr getan, wenn man das so sagen will. Wir hatten den Weinberg natürlich schon viele Jahre im Fokus und waren jedes Jahr gespannt, ob die Tiefe und der Charakter der Rossel in den Weinen präsent sind. 2023 hat’s gepasst. Forciert haben wir jedoch nichts, der Weinberg bekommt die Zeit, die er braucht, um seine Balance zu finden, wir begleiten ihn nur.“

Der Blick auf die Prestige Lage des Großen Gewächs „Kupfergrube“ macht gut etwas her / © FrontRowSociety.net, Foto: Noris Conrad

Als zweite Monopollage des Weingutes zeigt sich die Rossel als weiteres Aushängeschild für Passion und Know-how! Im Grundsatz finden wir hier einen mineralischen Wein, welcher sich weit von dem immer etwas wärmeren Hermannsberg abgrenzen lässt. Ein feinbalaciertes Kontrastprogramm, was die Vielschichtigkeit Karsten Peters‘ zum Vorschein bringt und als erster Jahrgang Fans und Genießer vom Gut Hermannsberg fliegen lässt. Nach eigenen Worten schätzt das Weingut vor allem: „Klarheit, Fokus und ein einzigartiger Charme.“ – besser kann man es nicht treffen.

Die Klarheit der Weinberge wird in jedem Fall bewahrt. Durch den schonenden Humusaufbau sowie den Verzicht auf Kunstdünger und Herbizide wird der Schatz des Weingutes – „Die sieben Großen“ – geschützt. Deshalb darf noch mehr Puristik vom Weingut Hermannsberg erwartet werden; Puristik, welche auch kommende Generationen genießen können.

Kellermeister Karsten Peter zur Nachhaltigkeit: „Weinbau ist und war schon immer ein Art Generationenvertrag. Die Grundsteine, die wir heute legen, sind die Basis für künftige Generationen. Ebenso profitieren wir heute von der vorausschauenden Wirtschaftsweise unserer Vorgänger.“ / Foto © Peter Bender

Karsten Peter zu Nachhaltigkeit und Adaption auf veränderte Klimaverhältnisse:

„Nachhaltigkeit ist für uns keine Erfindung des Hier und Jetzt, sondern wird seit vielen Generationen auf unserem Weingut gelebt. (…) Ändern können wir nichts. Nur lernen, damit umzugehen. Regenerativer Weinbau ist hier der Schlüssel für uns. Humus aufbauen und so die Speicherkapazität unserer Böden zu verbessern. Sie dadurch vielleicht etwas eigenständiger machen und weniger abhängig von kontinuierlichen Niederschlägen.“

Verkostung des taufrischen Großen Gewächses Klamm „In der Rossel“ 2023

Der große Flight des Weingut Herrmannsberg / © FrontRowSociety.net, Foto: Noris Conrad

Mit 2023 finden wir einen sehr gut balancierten Jahrgang vor uns. Eine gute, rassige Säure, in manchen Fällen eine hohe Reife und viel Extrakt. In dieser Kombination ist es ein Jahrgang, welcher sich nach einer Reihe von heißeren Jahrgängen und der Ausnahme von 2021 wieder als wohlgewollter Allrounder zu präsentieren weiß.

Das neue große Gewächs wurde zweimal verkostet. Zuerst auf der VDP-Vorpremiere der Großen Gewächse 2024 sowie auf dem Weingut Hermannsberg selbst.

In der Nase finden wir einen fein zurückgezogenen Wein, einen Wein, welcher sich gerne erkunden lassen möchte. Eine klassische, leicht rauchige Note und feine mineralische Töne finden sich, die vor allem an verschiedene Gesteinsarten denken lassen, wie Granit, Schiefer und Feuerstein. Auch würzige Aromatiken Richtung Brennnessel und Fenchel präsentieren sich beim Erkunden des Weines. Wir gehen in eine feine zitrische Richtung von Limettenblüte und Zitronenabrieb.

Am Gaumen packend mit dem ersten Schluck. Ein unheimlich animierendes Gerüst aus Spannung, Fülle und Textur. Das volle Paket. Null Langeweile und ein Füllhorn an Aromen reihen sich im Takt. Grüner Apfel, konfierte Limette, Salzzitrone, Quitte und etwas grüne Ananas. Leichte gerbige Noten im Abgang geben dem Wein neben der puren Salzigkeit eine unendliche Länge und eine angenehme, feine, geradlinige Struktur. Nahe Wein aus dem Bilderbuch! Ein Zugang, welcher die komplexen Eigenschaften der eigenständigen Region gerade für internationale Genießer spielend leicht in Perfektion erkennbar machen lässt.

Rebsorte: Riesling
Jahrgang: 2023
Lage: Großes Gewächs ® Klamm „In der Rossel“
Alkohol: 12 vol. %

Die Führungsriege des Weingutes von links nach rechts: Jasper Reidel, Karsten Peter, Achim Kirchner. Sie bestimmen den Lauf und sichern das Bestehen des Weingutes. / © Peter Bender
Die Führungsriege des Weingutes von links nach rechts: Jasper Reidel, Karsten Peter, Achim Kirchner. Sie bestimmen den Lauf und sichern das Bestehen des Weingutes / © Peter Bender

Ein Abschlusswort von Achim Kirchner, Geschäftsführer des Weingut Hermannsberg, zum Thema der internationalen Relevanz:

„Ja, (der internationale Markt ist ein) wesentlicher Teil geworden. (…) Karsten hat das Ganze zusammen mit der Familie Reidel neu aufgebaut, mit einigem Erfolg, und den spüren wir inzwischen vor allem in der Entwicklung des Exports. 30 Exportländer zählen wir heute mit Schwerpunkt Europa, mehr und mehr auch Ost-Europa. Klassische Weinbauländer wie Spanien und Italien sind dabei neu und spannend für uns. Es gibt eine tolle Wertschätzung für guten Riesling weltweit.“

GG Riesling Klamm „In der Rossel“ 2023 – Die Nahe perfekt repräsentiert durch Qualität und Qualitätsanspruch vom Weingut Hermannsberg.

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