In Sion, der Hauptstadt des Schweizer Kantons Wallis, lässt sich der einheimische Wein auf vielen Wegen genießen. Ob bei einer Stadtführung, einer E-Bike-Tour durch steile Weinberge oder bei Wanderungen entlang der alten Suonen-Wege, Walliser Wein ist hier immer ein großes Thema.

Sion liegt ziemlich genau in der Mitte des Kantons. Kurz vor Sion aus Richtung Visp kommend verläuft die Sprachgrenze zwischen der alemannischen und der französischen Schweiz. So ist Sion, die Kantonshauptstadt, auch unter ihrem deutschen Namen Sitten bekannt. Über der Stadt thronen die Burgen Valère und Tourbillon. In der Altstadt gibt es zahlreiche Denkmäler sowie gute Restaurants und nette Geschäfte.

Wanderungen entlang alter Wasserleiten
Durch die terrassenförmig angelegte Weinberglandschaft führt für Urlauber eine enorme Auswahl an Wegen, die sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad entdecken lassen. Im Sommer führen die Wanderwege oft vorbei an sprudelnden Bergbächen. Im Tal wartet die Rhone auf das Wasser der Gletscher. Der insgesamt 800 Kilometer lange Fluß durchquert das Wallis auf einer Länge von 140 Kilometer. Die Rhone fließt weiter durch den Genfersee und durch Frankreich bis ins Mittelmeer. Seit mehr als 700 Jahren zweigen die Walliser das kostbare Gletscherwasser ab, bevor es die Rhone erreicht. Im ganzen Wallis gibt es 1.800 Kilometer Suonen. Manche der alten Wasserleiten sind spektakulär in die Felswand montiert.

Die Pfade entlang der Suonen sind zum großen Teil leicht zugänglich. Früher mussten die Dorfbewohner für die Instandhaltung der Suonen in ihrem Gebiet sorgen. Reparaturen wurden oftmals unter Lebensgefahr durchgeführt. Das Los entschied damals, wer raus musste zur Reparatur. Gleich sechs dieser Suonenwanderwege mit Blick auf die terrassenförmig angelegten Weinberge gibt es rund um Sion. Entlang der Suonen gibt es keine Einkehrmöglichkeiten. So empfiehlt es sich, ein Picknick mitzunehmen.

Wallis und ein Klima wie am Mittelmeer
Hier treffen Sonnenstrahlen auf Weintrauben. An 300 Tagen im Jahr scheint die Sonne. Im Tal und vor allem in den Orten der Südhänge wird uns immer wieder von dem speziellen Mikroklima im Wallis berichtet. Meistens halten die hohen Berge den Regen ab. Auf diese Weise entsteht ein Wind, der die Wolken wegfegt und für schönes Wetter sorgt. So ist das Wallis aber auch der trockenste Kanton der Schweiz. Die vielen Sonnenstunden, der fruchtbare Boden und das ausgeklügelte Bewässerungssystem der Suonen schaffen beinahe mediterrane Bedingungen. Die Rebberge klammern sich bei Sion an die steilsten Berghänge. Die Temperaturunterschiede zwischen heissen Tagen und kühlen Nächten fördern am Ende des Reifezyklus die Komplexität und das Aroma der Trauben.

Mit dem Anschluss an das Bahnnetz im Jahr 1858 begann der Weinhandel in Sion. Bonvin, der „gute Wein“ war ein verbreiteter Familienname in der Gegend noch bevor es in der Region Winzer gab. Bonvin ist auch der Name des ältesten Weinhauses im Wallis. Stellvertretend für die vielen Winzer besuchen wir „Les Celiers de Sion“. Der Zusammenschluss der Häuser Bonvin und Varone zu den Celliers de Sion erfolgte 1992.

Seit 2017 steht am Fuße des Rebbergs von Clavau der Önopark von Bonvin und Varone. Das hochmoderne Zentrum ist Ausgangspunkt für verschiedenste kulinarische Ausflüge in die Weinberge und informiert multimedial über die mehr als 100-jährige Geschichte der beiden Weingüter. Neben zahlreichen Verkostungsmöglichkeiten im Önopark, werden auch viele Outdoor-Aktivitäten angeboten. Es gibt klassische kulinarische Wanderungen mit Stopps zur Degustation. Wem Wandern, Wein und Wallis nicht genügen, der kann als weitere Aufgabe auch noch Escape-Games auf sich nehmen. Zum Glück gibt es beim Lösen von sechs Rätseln auch drei Weine zu verkosten.

Fällt die Wahl der Fortbewegung durch die steilen Weinberge auf ein E-Bike, so kann man für die kulinarischen Part zwischen einem selbst kuratiertem Picknick oder einer Mahlzeit in Rebhäuschen wählen. Zum Abschluss einer Tour bietet sich dann noch eine Portion gut aufbereiteter Weinkunde im Önopark an.

Stadtführung mit Weinglas
Auf dieser Stadtführung sind ein Degustationsglas im Umhängebeutel und eine kundige Stadtführerin angenehme Begleiter. Die Führung durch die Altstadt von Sion geht über zwei Stunden und beinhaltet der Verkostung von drei Weinen aus der Region und eine spannende Dosis Stadtgeschichte. Der Hexenturm aus dem 13. Jahrhundert war ursprünglich ein Verteidigungsturm, bevor er später als Kerker und Gerichtsort genutzt wurde. Besonders schauerlich ist das Oublier, der Ort der Vergessenen.

Nach dem Hexenturm geht es in die Kellergewölbe der Kirche des St. Theodul. Hier kommen Besucher nur im Rahmen der Stadtführung hin. Bei einem Glas Petite Arvine wird die wechselvolle 1.500 jährige Geschichte skizziert. Erst 1960 wurde unterhalb der Kirchenmauern die römische Therme entdeckt.

Die Stadtführung endet für die Degustation von Glas Nummer vier und fünf in der Vinothek. Abgerundet mit einer Platte Walliser Spezialitäten aus Käse und Schinkensorten. Die Vinothek führt über 150 Weine aus Sion und bietet den Einkauf zum jeweiligen Kellerpreis an. Die Führungen finden rund ums Jahr statt und sind eine gute Alternative zum Direktkauf beim Winzer, wenn man sich als Reisender einen Überblick verschaffen möchte, aber nicht die Zeit hat die Weingüter zu besuchen.

Sion – Ausgangspunkt für vielerlei Aktivitäten
- An manchen Südhängen wächst der seltene und kostbare Safran. Kulinarische Rarität – Safran aus der Schweiz
- Aus dem Roggen wird das traditionelle Walliser Roggenbrot gebacken. Backerlebnis wie vor hundert Jahren
- Die Kühe im Tal und auf der Alp geben aromatische Milch für eine große Auswahl an Käse. Raclette – das Original aus dem Wallis
Europa ohne Flieger – Buchtipp
In diesem Reiseführer finden sich 80 inspirierende und nachhaltige Reiseideen. Darunter auch mehrere für eine Reise in die Schweiz. Ausgangspunkt jeder Reisebeschreibung ist eine Art Anfahrtsskizze. Wie komme ich bei Verzicht auf das Flugzeug und somit auf Kurzstreckenflüge innerhalb Europas an mein Reiseziel? Die Transportmittel der Wahl sind Zug, Bus, Fähre, Fahrrad oder das Auto, vorzugsweise ein Elektro- oder Hybridfahrzeug. Schlauer Ansatz für eine entschleunigte Entdeckung der schönsten Gegenden in Europa. Kleiner Wermutstropfen – das Buch wurde nicht in Europa, sondern in Malaysia gedruckt.